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Der Antritt des neuen Jahrhunderts

(Gedicht von Friedrich Schiller)

Als das Jahr 1800 zu Ende ging, fasste Schiller zusammen mit Goethe und dem durch seine „Blüthen griechischer Dichter“, so wie durch mehrere Musenalmanache bekannten Leo v. Seckendorf (geb. 1773, +1809) den Plan, den Anfang des neuen Jahrhunderts mit einer Reihe von Festlichkeiten zu begrüßen, um ihr liebes Weimar ein wenig in Bewegung zu bringen. Indessen ließ es der Ernst der damaligen politischen Verhältnisse, so wie die innere Zerrissenheit der Gemüter zu keiner freudigen Stimmung kommen. So gehört denn dieses Gedicht nicht dem Anfange des Jahres 1801 an, sondern es ist, wie aus einem Briefe Schiller an Cotta (vom 17. Juni 1801) erhellt, erst um die Mitte des Juni entstanden, und die leicht falsch zu deutende Überschrift erst später hinzugefügt worden.

Es enthält eine Schilderung der damaligen bewegten Zeit, erinnert an die Kämpfe, die im Jahre 1800 in Italien und Deutschland stattfanden, und an den nach dem Frieden von Lüneville noch fortbestehenden Krieg zwischen England und Frankreich.

Strophe 1, Vers 4 erinnert an die Ermordung des russischen Kaisers Paul I. am 23. März 1801.

Strophe 2 an den Zusammensturz vieler Staatengebäude, auf deren Trümmern neue Republiken errichtet wurden; ferner an das Abtreten des linken Rheinufers an Frankreich, so wie an den Kampf der Engländer gegen die Franzosen um Ägypten, welches im Jahre 1802 dem Sultan zurückgegeben wurde.

Strophe 4 weist auf den Gallierkönig Brennus hin, der den römischen Gesandten die Antwort gab: „Wir tragen das Recht auf der Spitze des Schwertes, und tapferen Männern gehört Alles“. Als derselbe im Jahr 389 v. Chr. Rom zerstörte und nur das Capitol sich noch hielt, verpflichteten sich die Gallier, gegen 1000 Pfund Gold wieder abzuziehen. Die Forderung ward bewilligt, indes wog Brennus dasselbe auf falscher Waage nach, und als die Römer sich beschwerten, warf er trotzig sein Schwert zu den Gewichten mit dem Ausruf: „Wehe den Besiegten!“ Indessen war Camillus zum Diktator ernannt worden und erschien zu rechter Zeit mit seinem Heer, um den Vergleich für nichtig zu erklären. Es kam zum Kampf, und keiner der Gallier erreichte sein Vaterland wieder. Der „Franke“ wird er genannt, weil man die alten Gallier, die früheren Bewohner Frankreichs, gleich den Franken, auch als Vorfahren der Franzosen anzusehen pflegt.

Strophe 5. Das Paradies, das von dem Briten unentdeckt bleibt, ist bis zur Schlussstrophe geschildert.

Zum Gedicht „Der Antritt des neuen Jahrhunderts“.

Quellen
Schiller-Lexikon. Nicolaische Verlgasbuchhandlung (A. Effert und L. Lindtner), Berlin. 1869. Seite 4-23