Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Heribert von Dalberg

[Juli 1781.]

Reichsfrey Hochwohlgebohrener
insonders Hochzuvenerirender
Herr Geheimer Rath.

Euer Excellenz haben die Bescheidenheit eines Schriftstellers durch die stolzen Prädikate die Hochdieselben mir in der schmeichelhaftesten Zuschrift beizulegen beliebten, auf die schlüpfrigste Spize gestellt, indem solche durch das Ansehen des Kenners, von dem sie stammen beinah das Gepräge der Unfehlbarkeit haben müßten, wenn ich solche für etwas anders als bloße Aufmunterung meiner Muse ansehen könnte. Mehr läßt mich die tiefste Überzeugung meiner Schwäche nicht denken, gewiß aber wenn meine Kräfte jemals an ein Meisterstük hinaufklettern können, so dank ich es Euer Excellenz wärmsten Beifall allein, so dankt es Hochdenens. auch die Welt. Ich habe schon seit mehreren Jahren das Glük gehabt Euer Excellenz aus öffentlichen Blättern zu kennen, und schon damals zog der Glanz des Mannheimer Theaters meine ganze Aufmerksamkeit an. Auch, gesteh ich, war es seitdem ich einen dramatischen Genius näher in mir fühle, mein Lieblingsgedanke, mich dereinst zu Mannheim, dem Paradiß dieser Muse zu etablieren, welches aber durch meine nähere Verbindung mit Wirtemberg erschwert werden dörfte.

Der gütigste Vorschlag E. Excellenz in Rüksicht auf meine Räuber und die noch in Zukunft zu verfertigenden Stüke ist mir unendlich wichtig und dörfte zu seiner Zeitigung wol eine genauere Kenntniß der Particularökonomie von Euer Excellenz Theater, von den H. H. Schauspielern und dem non plus ultra der Theatermechanik, mit einem Wort einen lebendigen Augenschein erfordern, den ich aus dem Stutgardter Stadttheater niemalen werde abstrahiren können, das noch im Stande der Minderjährigkeit ist. Leider sezen mich ökonomische Verfassungen außer Stand viele Reise zu machen, die ich izt um so freudiger und gewisser unternehmen würde, da ich noch einige fruchtbare Ideen für das mannheimische Theater Euer Excellenz zu communizieren die Ehre haben möchte. Übrigens verharre ich zeitlebens

Euer Excellenz

ganz unterthäniger Diener    
und wahrer Verehrer        
D. Schiller Regimentsmedicus.