Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an den Herzog Karl von Württemberg

Durchlauchtigster Herzog,

Gnädigster Herzog und Herr!

Stuttgardt, den 1 Sept. [Sonntag]. 1782.

Friedrich Schiller, Medicus bei    
dem löblichen General-Feldzeug-  
meister vom Augé’schen Grenadier-
regiment, bittet unterthänigst um    
die gnädigste Erlaubniß, ferner     
litterarische Schriften bekannt      
machen zu dörfen.              

Eine innere Ueberzeugung, daß mein Fürst und unumschränkter Herr zugleich auch mein Vater sey, gibt mir gegenwärtig die Stärke, Höchstdenenselben einige unterthänigste Vorstellungen zu machen, welche die Milderung des mir zugekommenen Befehls: nichts Litterarisches mehr zu schreiben, oder mit Ausländern zu kommuniciren, zur Absicht haben.

Eben diese Schriften haben mir bishero zu der, mir von Eurer Herzogl. Durchlaucht gnädigst zuerkannten jährlichen Besoldung noch eine Zulage von fünfhundert und fünfzig Gulden verschafft, und mich in den Stand gesezt, durch Korrespondenz mit auswärtigen großen Gelehrten und Anschaffung der zum Studieren benöthigten Subsidien, ein nicht unbeträchtliches Glük in der gelehrten Welt zu machen. Sollte ich dieses Hilfsmittel aufgeben müssen, so würd ich künftig gänzlich außer Stand gesezt seyn, meine Studien planmäßig fortzusezen, und mich zu Dem zu bilden, was ich hoffen kann zu werden.

Der allgemeine Beifall, womit einige meiner Versuche von ganz Deutschland aufgenommen wurden, welches ich Höchstdenenselben unterthänig zu beweisen bereit bin, hat mich einigermaßen veranlaßt, stolz seyn zu können, daß ich von allen bisherigen Zöglingen der großen Karls-Akademie der Erste und Einzige gewesen, der die Aufmerksamkeit der großen Welt angezogen, und ihr wenigstens einige Achtung abgedrungen hat – eine Ehre, welche ganz auf den Urheber meiner Bildung zurückfällt! Hätte ich die litterarische Freiheit zu weit getrieben, so bitte ich Ew. Herzogl. Durchl. allerunterthänigst, mich öffentliche Rechenschaft davon geben zu lassen, und gelobe hier feierlich, alle künftigen Produkte einer scharfen Zensur zu unterwerfen.

Noch einmal wage ich es, Höchstdieselbe auf das Submisseste anzuflehen, einen gnädigen Blik auf meine unterthänigste Vorstellungen zu werfen, und mich des einzigen Wegs nicht zu berauben, auf welchem ich mir einen Namen machen kann.

Der ich in aller devotester Submission ersterbe

      Ewr. Herzogl. Durchlaucht
            unterthänigsttreugehorsamster

Frid. Schiller.     
Regimentsmedicus.