Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friedrich Schwan

Bauerbach d. 8. Dec. [Sonntag] 1782.

Theuerster Freund,

Izt kann ich Ihnen mit aufgeheiterterm Gemüth schreiben, denn ich bin an Ort und Stelle, wie ein Schiffbrüchiger, der sich mühsam aus den Wellen gekämpft hat. Nunmehr bin ich in der Verfassung ganz meiner Seele zu leben, und ich werde Sie sehr benuzen. Da ich alle Nothwendigkeiten und auch die Bequemlichkeiten habe, so habe ich eine Zeitlang für nichts zu sorgen, als mich zu einem grosen Plan vollends auszubilden. Diesen Winter seh ich mich genöthigt, nur Dichter zu seyn, weil ich auf diesem Weeg meine Umstände schneller zu rangieren hoffe. Sobald ich aber von dieser Seite fertig bin, will ich ganz in mein Handwerk versinken.

Bei meiner neulichen, schnellen und heimlichen Abreise war es mir nicht möglich, persönlich von Ihnen mein bester Freund Abschied zu nehmen. Ich thue es izt, und sage Ihnen für Ihre zärtliche Theilnehmung an meinen Schiksalen meinen aufrichtigsten Dank. Meine damalige Verfassung gab mir Gelegenheit genug, meine Freunde auf die Probe zu stellen, und so unangenehme Erfahrungen mir auch dabei aufstießen, so bin ich doch durch die Bewährung einiger weniger genug schadlos gehalten. Geben Sie mir einmal Gelegenheit, schäzbarster Freund, Ihnen zu beweisen, dass Sie sich für keinen Alltagsmenschen interessierten.

Sie werden zu den grosen Verbindlichkeiten, die Sie mir bis jezo schon auflegten, noch die gröseste hinzufügen, wenn Sie meinen zurükgelassenen Freund und Landsmann in Ihren Schuz nehmen. Ich weis nicht ob er in Mannheim zu bleiben gesonnen ist. Wenn Sie aber glauben, daß ihm solches angerathen werden kann, so unterstüzen Sie ihn mit ihrem Rath und Ihren Empfehlungen. Sie thun es mir.

Sie waren so gütig mich Ettingern zu empfehlen. Dadurch erweisen Sie mir einen wahren Dienst, denn außerdem daß ich zu meinen Produkten einen vortheilhaften Verleger wünsche, wird mich Ettinger auch mit Büchern versehen können, welche selbst anzuschaffen bei gegenwärtigen Umständen für mich ohnmöglich ist.

Wenn Sie den Druk meines Fiesko beschleunigen können so verbinden Sie mich sehr. Sie wissen, daß nur das Verbot, Schriftsteller zu seyn mich aus wirtembergischen Diensten getrieben hat. Wenn ich nun von dieser Seite nicht bald in meinem Vaterland von mir hören laße, so wird man meinen Schritt grundlos und unnüz finden. Befördern Sie es, sobald Sie können. In höchstens 14 Tagen haben Sie Vorrede und Zuschrift.

Izt leben Sie wohl, und sezen die freundschaftlichen Gesinnungen die Sie mir zu Mannheim zeigten auch abwesend fort. Empfehlen Sie mich Ihrer schäzbarsten Mademoiselle Tochter und nehmen von mir die Versicherung dass ich nie aufhören werde zu seyn

Ihr aufrichtigster

Schiller.

Wenn Sie mir schreiben, so seyen Sie so gütig den Brief Meiern zum Einschlus zu geben, oder den seinigen in den Ihren zu schließen.