Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wilhelm Reinwald

[Ende (d. 24.? Montag) Februar 1783 oder Anfang (d. 3.? Montag) März.]

Sie haben mich Samstags vergeblich in Masfeldt auf Sie warten laßen, und nicht genug, mich um Ihre Gesellschaft zu bringen mich auch unschuldigerweise in die unangenehme Nothwendigkeit gesezt 3 starke Stunden unter erbärmlichen Alltagsmenschen hinzuseufzen. Denn die obere Wirthsstube war voll Gästen die mit Schlitten kamen.

ber vergeßen haben Sie mich doch nicht?

Ich schreie hier den 2ten Brief an Weigand den Sie gleich so gütig seyn werden zu bestellen, denn die Post gehet Dienstags dahin. Ich hab es Ihnen aus Spaß verhehlen wollen. Ich sehe aber schon ich kann nicht schweigen. Der Brief den Sie mir neulich schikten, war – von Weygand! Er umfaßt mein Anerbieten mit ofnen Armen, offeriert sich zu allen meinen Schriften und macht mir das Compliment daß ich nicht nöthig habe meine Arbeit erst zur Besichtigung zu schiken. Aber (denn ohne Aber geht es nicht ab) meine Louise Millerin bittet er sich erst auf Ostern aus. Es ist ihm unmöglich schreibt er, mich gleich mit dem Druk zu befriedigen – offeriert sich aber, mich sobald ich sie ihm schike, voraus zu bezahlen. Also mein Bester! Einen Verleger hätt ich – und einen treflichen. Er will mich aber schon zu Anfang breit schlagen. Er schreibt:

„Da Sie nun, falls Sie meinen Verlag auf jeden Fall für den Druk Ihrer Manuscripte wählen, und mir dieses Vergnügen verschaffen wollten, noch Zeit genug bis zum Druk behalten würden, so wünschte ich, daß Sie Sich entschlößen noch zu der Luise Millerin eine prosaische Geschichte gütigst zu verfertigen, und diß Beides zusammen in einem saubergedrukten Bändgen mit einer schönen Octavvignette versehen von mir herausgeben ließen und dann ihm den Titel gäben „Das und Das vom Verfaßer der Räuber Das wollt ich dann auch so druken laßen, daß man jedes à part kaufen könnte. Überlegen Sie Das u. s. f.“

Ich hab ihm die Prosaische Erzälung abgesagt, dafür aber meine Maria Stuart versprochen.

Nun der größte Spaß, er schreibt weiter

„Ich hätte Sie in Stuttgardt und nicht in M. gesucht. Noch neulich, da mich der Herzog von Wirtemberg bei seinem Hierseyn zu etlichenmalen besuchten prieß ich Ech.! als den Verfaßer der Räuber, und einen berühmten Unterthanen von ihm.“ Denken Sie Bester, was der H. v. Wirtemberg da mag gemacht haben.

Noch was: in einem der 4 lezten Stüke des T. Museums ist eine Ode an mich. Schaffen Sie es doch! – Zu meiner Maria Stuart liebster Freund schiken Sie mir doch auch jetzt Geschichten. Camden ist herrlich, doch ist es gut wenn ich mehrere habe. Kommen Bücher an mich von Mannheim so schicken Sie mir einen Expressen.

Ihr Ritter.