Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Georg Göschen

Dresden, d. 5. Nov. [Sonntag] 1786.

      Liebster Freund.

Das 4te Heft der Thalia ist mit dem H Bogen zu Ende und kann also geschlossen werden. Anzuzeigen wäre der Carlos auf die Ostermesse, welches aber meiner Meinung nach in Zeitungen besser geschehen kann.

Ihre Hieherkunft wäre mir auch von der Seite nöthig, weil wir nunmehr unsern Contract wegen des Carlos abzuschließen haben. Zu gleicher Zeit wird auf Ostern ein neues Stück von mir fertig, der Menschenfeind, davon noch keine Zeile im Publikum ist. Ich weiß nicht, ob Sie neben Ihren vielen Verlagsartikeln auf diese Messe Lust und Interesse haben, auch dieses Stück zu verlegen. Daher erwarte ich Ihre Meinung etwa bald. Sie haben das erste Wort dabei zu sprechen, und ohne Ihre Erklärung mache ich keine Anstalten. Es beträgt 12 Bogen und ist in Prosa. Den Carlos kann ich im December zur Hälfte und im Jenner ganz zum Druck abschicken, von dem Menschenfeind etwa im Januar nur die Hälfte und den Rest zu Anfang des März.

Mit dem Wiener Theater habe ich keinen Plan mehr im Sinne, denn nunmehr habe ich mich mit Schrödern in Verbindung gesezt. Schröder wird den Menschenfeind, welches eine Force-Rolle für ihn ist, wie auch den Carlos (nach meinem besondern Mscrpte) in Hamburg geben. Dabei habe ich den Vortheil, daß meine Stücke nicht gedruckt werden, wie es in Wien Mode ist.

Haben Sie noch Lust, Kupfer zum Carlos stechen zu lassen? Wenn Sie das wollen, so kann ich hier bei Seidelmann oder Schenau sondieren.

Von dem Honorario für das IV. Heft der Thalia sind Sie so gütig und bezahlen 50. Thlr an Kunzen.

Den Rest schicken Sie mir, wenn Sie nicht geniert sind, etwas bald, denn ich brauche Geld. Von dem 3ten Hefte sind, glaub eich, auch noch 13 Thlr zurück, welches nach Abzug dessen, was Sie an Kunzen bezahlt, noch übrig geblieben.

Den Robertson brauche ich nun nicht weiter. Die geschickten Bücher erhalten Sie mit nächster Gelegenheit zurück.

Schreiben Sie mir in Ihrem nächsten Brief, ob Sie noch kommen werden.

Adieu.

Ihr aufrichtigster

Schiller.