Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Gottfried Körner

Dresden d. 18. Dec. [Montag] 86.

Gott sei Lob und Dank, daß Ihr an Ort und Stelle seid. Auf die Reise allein war mirs bange wegen der Minna. Jezt ist alles gut. Was Hartwig über die Sache spricht wünschte ich sehr zu hören, also schreibe mirs bald.

Von hier weiß ich Dir noch nichts Neues oder Interessantes zu melden. Gestern war ein gewisser Michaelis hier der Deinen Vater sehr genau will gekannt haben. Ein dikker wohl conditionierter Onkel – so sah er aus. Die Rose hat ihn bei mir introduciert und ihn zu sizzen genöthigt!! Es war prächtig anzusehen.

Reinhardts haben den Tag nach Eurer Abreise zu mir geschikt, die lezte Nachrichten zu erfahren, wie die Minna abgereisst sei. Gesprochen habe ich sonst niemand. Es hat mich Mühe gekostet wieder in die Arbeit zu kommen, und kaum bin ich jezt wieder in statu quo. Man hat einige Stükke von Journalen nicht finden können, hast Du sie irgend weggeborgt? So kann ich auch den 2ten Theil der Camille nicht finden.

Morgen oder übermorgen schreibe ich Dir vermuthlich mehr. Tausend herzliche Grüße an alles. Möchtet Ihr doch recht recht sehr zufrieden und heiter seyn, und so wiederkommen. Lebe wol, lieber. Schreibe mir bald wieder. Huber grüßt das versteht sich. Adieu

S.

[Adresse:]
  an Herrn OberConsistorialrath D. Körner
abzugeben im Lykischen Hause
        auf der Klostergasse              in
  frei                                                      Leipzig