Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friedrich Wilhelm Großmann

Dresden den 5 April [Donnerstag] 87.

Dank für Ihr freundschaftliches Andenken lieber Großmann. Sie wollen wißen wie ich mit meinem Schiksal zufrieden bin, aber sie laßen mich nur errathen wie Sie es mit dem ihrigen sind. Wir werden wunderbar auf diesem Globus herumgeworfen. Sie haben die Erfahrungen schon gemacht, mich erwarten sie noch. Wir sind zwei Taucher die bald hier bald dort aus dem großen Weltmeer den Kopf heraus strecken und wieder in die Tiefe sinken. Möchte es uns beiden bald so wohl werden, immer oben zu bleiben.

Sie verlangen meinen Carlos. Sie sollen ihn haben. Was ein abgebrannter Mann von einem nie aufgebauten fodern kann soll die Bedingung seyn. Die Edition ist zweifach fürs Theater entworfen; eine in Jamben, die andre in Prosa. Welche verlangen Sie? Der Carlos den ich drucken laße wird 26 Bogen stark aber der theatralische, der nie gedrukt wird wird den Umfang des Fiesko haben. Bondini und Koch aus Riga haben mir 100 Rthlr. dafür bezahlt. 12 Dukaten ist es, was ich unter ihnen und mir für billig halte. Wollen Sie das Stück um diesen Preiß, so gebe ich es morgendes Tags nachdem ich Ihren Entschluß weiß zum Abschreiben. Vielleicht überrascht Sie diese Bearbeitung, denn sie ist das Beste was ich in Rücksicht theatralischer Wirkung (ohne Hilfe von Spectakel und Operndekoration) hervorgebracht habe.

Schreiben Sie mir mit nächster Post Ihre Entschließung. 14 Tage nach Empfang Ihrer Antwort kann Dom Carlos in Ihren Händen seyn. Daß Sie mir für das Nicht gedruckt werden Garantieren ist die Hauptbedingung versteht sich.

Viel Glück und frohen Muth wünscht Ihnen

Ihr aufrichtiger

Schiller.

      P. S.

Meine Adresse – in Dresden Neustatt auf dem Kohlenmarkt im Fleischmannischen Hause. 1. Treppe.