Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Siegfried Gotthelf Koch

Dresden d. 1 Juni [Freitag] 1787.

Als wir uns hier von einander trennten, ist mir von einem Mädchen, das Sie gesehen haben, der Kopf so warm geworden, daß ich Ihre Adresse in Berlin darüber vergessen habe. Wir sind ja allzumal arme Sünder, und Sie werden ja wohl auch noch in die Zeit zurückdenken, wo Sie von einem paar Augen aus dem Concept gebracht wurden. Also verzeihen Sie mir. Da ich aber nicht wußte, ob dieser jetzige Brief sie zur gehörigen Zeit erreichen würde. So wollte ich nur anfragen, ob Sie zu Berlin eingetroffen, und wohin ich mein Manuskript zu senden habe. Es liegt schon längst fertig und kann mit dem nächsten Posttage abgehen, wenn ich erst Ihre Antwort habe. Ich wünsche, daß Ihre Reise bis jetzt sehr angenehm gewesen seyn möchte. Werde ich nicht einige Neuigkeiten von dieser Reise erfahren dürfen? Schreiben Sie mir also ehestens, weil die schnellste Ablieferung des Don Carlos davon abhängen wird. Meine Adresse ist: Dresden Neustadt auf dem Kohlenmarkt, im Faustischen Hause.