Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Ferdinand Huber

Weimar, d. 9. Aug. [Donnerstag] 1787.

Deinen Brief kann ich Dir jezt nur im Flug beantworten, weil den Augenblick die Post geht. Vor einer halben Stunde hab ich ihn erhalten.

Sprechen wollen wir einander noch den ersten freien Abend, den ich hier nach einem Spaziergang erbeuten kann. Ich habe Dir viel an das Herz zu legen, recht viel über dich und mich.

Du bildest Dir ein mich errathen zu haben, als ich von euch ging. Nein. Du hast Dich geirrt. Wahrheit war auf meiner Zunge, wie in meinem Herzen. Für den Erfolg hab ich nie stehen wollen, weil ich nicht souverain über mein thun und Laßen gebieten kann!

Ich bin nicht für deine Clio – die Musen und Grazien wollen mir übel. Du hasts bei der Thalia gesehen. Ich habe Ursache in Mistrauen in meine Consequenz zu setzen, die das erste Erforderniß bei periodischen Schriften ist. Hast Du etwas fertig, so sollst Du für den Verkauf nicht zu sorgen haben.

Von meiner guten Stimmung zum Arbeiten ist Dir etwas vorgelogen worden. Ich werde hier keine vernünftige Zeile machen. Doch davon ein andermal. Jezt lebe wol. Grüße Kunzens. Im A. Haus1 empfiehl mich. – Sage Jettchen2 recht viel schönes von mir. Ich muß gestehen, daß ich fast zu oft an sie denke. – Treibe sie an mir recht bald zu schreiben. Meinen Brief wird sie doch haben? Adieu.

Ewig

Dein Schiller.