Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Ferdinand Huber

Weimar den 1. Nov. [Donnerstag] 1787.

Mit der Thalia mein Lieber will ich es einrichten wie Du’s verlangst. Deine 2 ersten Akte, wie auch den berühmten Brief1 (worin ich nur den Nahmen Selbiz2 mir verbitte) rücke ich in das Vte Heft mit einem Fragment des Geistersehers ein. Vor Neujahr aber kann’s nicht gedruckt seyn. Das bereits fertige vom heimlichen Gericht (das mich, unter uns gesagt an ein heimliches Gemach erinnert, und also auch beßer betitelt werden könnte) schicke mir bald. Ich brenne darauf und will mir die Freude machen, es Wieland zu geben. Sobald Du damit fertig bist, so eile an eine Verschwörung. Wähle aber ein interessantes Sujet und laß es nicht über 10 Bogen wachsen.

Wenn Dein Brief und die erste Akte des H. G. viel auf Wieland wirken so thue ich ihm den Antrag sie in den Merkur zu nehmen. Dann bin ich mit guter Art den Geisterseher los. Du bekömmst zwar nur 3 Dukaten für den Bogen, wirst aber schneller bezahlt.

Die Klariße laßt doch liegen. Bode sagt mir, daß Schulz sich darinn machen werde und dieser arbeitet viel schneller weg als ihr. Außerdem werdet ihr erstaunlich viel gegen euch haben, denn wie ich hier aller Orten höre, hat man ähnliche Anschläge auf die Klariße schon mit Heftigkeit getadelt. Man setzt den größten Werth in die Langsamkeit des Fortschritts dieser Geschichte, und von einer Seite nicht mit Unrecht. Wählt euch also wo möglich einen andern Gegenstand und wenn ihr darüber einig seid, so schreibt mir vor, was ich dabei thun und bestellen soll.

Körnern sage, daß ich heute oder morgen seine Composition mir von der Schmidt oder Schrödern werde spielen laßen und nächster Tage Herdern bringen. Meinen herzlichen Gruß an unsre lieben Frauens. Körnern schreibe ich heute noch, wenn ich ein Stümpchen Zeit übrig behalte. Ich habe etwas über den Hals bekommen. Musäus, daß ich es nicht vergeße, ist vor einigen Tagen begraben worden. Ein Schlag- und Stekfluß hat ihm in wenigen Augenblicken weggenommen. Er litt lange an einem bösen Bein und dieses wurde vor nicht gar langer Zeit geschnitten. Bei der Section fand man einen Polypen in seinem Hertzen. Der gute Mensch hinterläßt eine arme Wittwe und 2 Kinder. Er wird von jedermann aufrichtig bedauert.

Deinen Mantel wirst Du mit nächstem erhalten. Ich war willens Dir ihn zu bezahlen um des Transportierens los zu seyn, aber jezt hab ich kein Geld übrig. Ich muß mich also den Winter ohne Mantel behelfen. Kommen kann ich sobald nicht, doch das braucht einen eigenen Brief und jezt hab ich keinen Augenblick Zeit dazu. Eben muß ich ausgehen, bin ich zeitig wieder zu Hause, daß ich noch einen Brief expedieren kann, so schreib ich an Körnern mehr. Leb indeßen wol mein Lieber. Von Mannheim erwarte ich kommenden Sontag Antwort. Warum habe ich Dich nicht hier? Du solltest mir fleißig seyn und Dein Fleiß sollte Dir wuchern. Adieu. Tausend Grüße an unsere Lieben.

Ewig Dein

Schiller.