Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Ferdinand Huber

Weimar den 25. Dez. [Dienstag] 87.

Nur in der Geschwindigkeit – denn gestern Nacht kam die Post und gleich jezt geht sie wieder – beantworte ich Dir Deine Anfrage wegen Geld. – Ich kann nicht läugnen, daß es mir etwas unangenehm wäre bei Crusius Geld eincaßieren zu laßen, ehe das Buch wenigstens zur Hälfte fertig ist. Sei also so gut und bitte Kunzen die Assignation nicht früher als auf den 1. May bei ihm zu producieren. Biß dahin ist alles fertig und Kunze kann eben so gut 4 Monate als Einen creditieren. Noch weiß ich selbst nicht wer mich diesen Winter bet..f.l. Die Rebellion nimmt jezt meine Zeit ganz weg und ich verdiene die folgende Monate sonst nichts als was ich dafür erhalte. Bei dem für mich äuserst nachtheiligen Contracte mit Crusius muß ich jezt fast 8 Tage lesen und schreiben um 6 Thaler zu verdienen, denn Du wirst es kaum begreifen, wenn ich Dir sage, daß ich des Tags allein 7 Stunden lesen und Auszüge machen muß. Weil mir an dieser Erscheinung in der historischen Litteratur allerlei ligt, so darf ich nichts unterlaßen, was in meinen Kräften ist, sie so gut als möglich einzurichten. Gäbe mir Crusius auch 3 Louisdors, so würde ich immer, der Zeit nach, gegen jede dramatische Arbeit im Verluste seyn.

Was ich von Riga erhalten soll gehört für den Wechsel, ebenso was mir allenfalls vor der Meße ein Theaterstück einbringt. Ob ich von Mannheim etwas erhalte, ist ungewiß, denn es kann mir für den dortigen Wechsel von der d. Gesellschaft abgezogen werden.

Übrigens will ich Dir sehr gerne den Besitz der 84 Thaler bei Crusius attestieren, wenn Du glaubst, daß Deine anderen Einnahmen später kommen, oder daß sie Kunzen nicht so zuverläßig sind. Aber Du mußt mir helfen, daß ich selbst nicht dabei in die größte Verlegenheit komme.

Körner hat mir vierzehn Tage nicht geschrieben. Was hält ihn ab? Ich bin unruhig darüber. Auch Charlotten hat er auf 2 Briefe nicht geantwortet.

Von meiner hiesigen jetzigen Existenz kann ich Dir gar wenig schreiben. Oft bleibe ich ganze Tage zu Hause. Wenn ich ausgehe, so ist des Abends zum Clubb – zu Wielands – zu Charlotten oder in die Comödie. Dann sehe ich und spreche auf einige Augenblicke doch meine hiesigen Menschen. Schreibe mir doch mein lieber, wenn ohngefähr ich Hoffnung habe Dich hier zu sehn. Wie ich mich darnach sehne, kannst Du wissen, aber unser Wiedersehen wird mir einen Pfeil zurücklaßen, der mich lange schmerzen wird. Unsre Seelen sind sich so nahe, so eng verknüpft und unsre Bahn, fürchte ich, wird uns auseinander werfen.

Sage unsern lieben recht viel herzliches von mir. Sie sind mir nahe und geben mir viel Freude durch Erinnerung. Charlotte empfiehlt sich euch. Sie ist jezt ein armes Schlachtopfer des Hoflebens. Ich darf sie kaum jezt zu meinen Freuden rechnen, so nahe wir uns dennoch sind. – Ich muß eilen um die Post noch zu erreichen. Leb wohl!

Schiller.

Die Post ist fort. Ich muß Dich noch 3 Tage länger aufhalten.