Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Lotte von Lengefeld.

[Volkstädt Mitte Juni 1788.]

Eben habe ich ein Billet angefangen gehabt, in welchem ich Ihnen eine andere Partie auf den Nachmittag vorschlug. Ich hatte mich erinnert, daß Sie einmal aus dem Karlos gelesen haben wollten, und daß ich Ihre Schwester immer auf eine gute Stimmung vertröstet hatte. Diese gute Stimmung glaubte ich heute zu haben, und wollte also meine alte Schuld an Sie abtragen; eben war ich im Begriff es Ihnen zu schreiben und mich zum Caffe bei ihnen zu bitten. Es kann aber unterbleiben biß auf ein andermal. Nach 7 Uhr will ich kommen, und wir wollen dann den Abend beisammen bleiben. Mir selbst, glauben Sie mirs, liebste Fr. kommt es gar hart und sauer an, mich des Abends so bald von Ihnen loszureißen – aber ohne Schmerz ist auch keine Tugend und ich rechne mir diese Ueberwindung für eine an, ob ich gleich durch die Notwendigkeit dazu gezwungen werde. adieu. Leben Sie recht wohl.