Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Lotte von Lengefeld

[Volkstädt d. 2 Juli (?) Mittwoch 1788.]

Haben sie recht schönen Dank für Ihr liebes Andenken und für die Kirschen auch. Sie kommen mir eben zu meinem unglücklichen Dictiren recht gelegen. Bei diesem schönen Wetter hier im Zimmer eingesperrt sitzen zu müssen, wenn alle Geschöpfe Gottes sich des lieben Sonnenblicks freuen – ist das nicht traurig? Aber so geht’s, wenn man das Gute an einem Tag verschwendet, wie ich es gestern gethan habe. Ich werde mich ein andermal weder durch Erdbeben, noch Auferstehung der Todten abhalten lassen Abends nach Volkstädt zurückzugehen. Heute werde ich vor halb 10 Uhr nicht von der Niederl. Rebellion abkommen, alsdann ists zu spät, um nach Grumbach oder R.1 zu gehen. Ein paar Spaziergänge hinter dem Haus und dann zu Bette. Morgen hoff ich wird es auch wieder schön seyn. Da ich Sie heute doch nicht sehen kann, so ist es mir ein Trost, daß ich weiß, wir wären nicht unter uns gewesen.

Leben Sie recht wohl und sagen Sie den Ihrigen recht schöne gute Nacht. Ist es mir übrigens noch möglich, so wate ich durch die Saale nach Grumbach. Im Ernst, lassen Sie auf allen Fall doch das Thor auf. Adieu.