Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Gottfried Körner

Weimar, 12. Januar [Montag] 1789.

Diese Tage habe ich Deine Sache mit Wieland berichtigt. Er kennt Dich durch Göschen und Bertuch von einer gewissen Seite längst, und hat allen Respekt vor Dir. Gewöhnlich werden jetzt Aufsätze, die bloß eingeschickt werden und unter dem Prädicate gut laufen, ohne durch sich selbst dem Mercur einen größeren Kreis zu verschaffen, mit einem Carolin pro Bogen bezahlt; da der Mercur noch nicht so tief herabgekommen war, waren es drei Ducaten. Du kannst auf diese drei Ducaten allerwenigstens rechnen; und da es überhaupt jetzt nur auf die Wahl, die Du mit den Gegenständen triffst, ankommen wird, ob Deine Aufsätze Leckerbissen für Wieland seyn sollen: so kannst Du in den folgenden Jahren, wenn der Mercur sich erholt hat, noch weit anständiger mit ihm contrahiren. Für Uebersetzungen erhalte ich auch nicht mehr als einen Carolin, und im Grunde läßt sich auch nicht mehr dafür fordern. Sorge Du indessen nur für zwei Dinge: für gangbare und allgemein interessante Gegenstände, nämlich, die nicht allein den denkenden Kopf interessiren, und suche sie eher in kleinere Aufsätze zu vertheilen, als in große Abhandlungen auszudehnen, die man abbrechen muß. Du glaubst nicht, wie abschreckend es für den größten Theil der Journalleser ist, einen etwas gründlichen Aufsatz vorzunehmen, der nicht vollendet ist. Wenn dieser kurz ist, entschließen sie sich allenfalls noch dazu.

Ich wollte Dir rathen, Dich, wenns auch nur mit einem einzigen Briefe abgethan wird, mit Wieland bekannt zu machen, und geradezu mit ihm zu thun zu haben. Es ist in jedem Falle anständiger für Dich, und dann wünscht ich auch, daß ihr Bekannte würdet. Nur einen exacten Correspondenten kann ich Dir nicht in ihm versprechen. Das ist eine Blöße, die man übereingekommen ist, ihm zu gut zu halten. Der Gibbon, meint er, sollte billig mit Anmerkungen begleitet werden; er würde sie selbst dazu machen, wenn er jetzt nicht mit anderen Dingen zu überhäuft wäre. Alsdann meint er auch, daß Gibbon schon übersetzt sei. Soviel ich weiß, ist ers aber noch nicht ganz; und gut wärs, wenn das, was Du gewählt hast, zu dem Unübersetzten gehörte.

Schicke mir, was Du fertig hast, sobald möglich. Hier folgt mein Gedicht. Die dritte Strophe fehlt nur, weil ich zwischen der zweiten und vierten zwei ganze Blätter ausgestrichen habe, da mir das Gedicht zu sehr anschwoll. Der Inhalt dieser fehlenden Strophe ist der. „Daß die Kunst zwischen der Sinnlichkeit und Geistigkeit des Menschen das Bindungsglied ausmache, und den gewaltigen Hang des Menschen zu seinem Planeten contraponderire; daß sie die Sinnenwelt durch geistige Täuschung veredele, und den Geist rückwärts zu der Sinnenwelt einlade, u. dgl.“

Ich wünschte gar sehr, daß Du Zeit und Lust fändest, mir recht viel im allgemeinen und einzelnen über dieses Gedicht zu sagen1: es wird mich dann zu der letzten Hand, die ich ihm noch zu geben habe, begeistern und überhaupt bedarf ich jetzt zu meiner inneren Existenz einer solchen Friction von außen gar sehr.

Ich bin vergnügt, da ich Dich thätig, und durch Deine Thätigkeit fröhlich weiß. Es verspricht mir für Dich und mich schöne Tage; hoffentlich sollen sich auch die meinigen in demjenigen aufhellen, was die äußerlichen Umstände dazu beizutragen haben.

N. B. Mein Gedicht muß heute über acht Tage wieder in meinen Händen seyn! Richte Dich also darnach. Lebe wohl. Grüße mir die Weiber herzlich.

[Schiller.]