Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friedrich Immanuel Niethammer. 

Jena den 28. Nov. [Montag] 91.

Herr Göschen accordirt sehr gerne 8 Louisdors für das Erste halbe Jahr, wenn Sie Sich mit Revision der für die Thalia einlaufenden Aufsätze und mit der Correctur der Bogen befassen wollen. Das Mscrpt zum Corrigiren, wovon ich Ihnen schon gesprochen, wartet nur auf Ihre Ankunft, so daß Sie sogleich bei Ihrem neuen Etablissement in Jena zu thun und zu erwerben finden. Ein Zimmer bietet Ihnen Herr M. Göritz in demselben Hause, wo er jetzt wohnt, an. Sie sehen also, lieber Freund, daß Sie uns mit jedem Tage willkommener sind. Auch hat sich eine neue schriftstellerische Beschäftigung für Sie aufgethan, mit der Sie, wie ich vermuthe, ganz wohl zufrieden seyn werden. Damit aber hat es gleichfalls Zeit, biss Sie bey uns sind. 

Gebe übrigens der Himmel, daß keine wirtembergische Kanzel Sie uns vor der Zeit entführe; das würde nicht sehr geschickt seyn, mich mit dem lieben Christenthum auszusöhnen, das, unter uns gesagt, so wenig mehr bey mir zu verlieren hat. Doch fürchte ich es in Ansehung Ihrer, lieber Freund, dießmal weniger, als Amors schelmische Augen, die Ihnen bei Ihren Hausgenossinnen sehr scharf auflauern sollen. 

Leben Sie wohl und beantworten mir diesen Brief, sobald möglich, mündlich. 

Der Ihrige 

Schiller.