Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Georg Göschen

[Jena d. 23. Juni (?) Sonntag 93.]

Mein liebster Freund, 

Sie haben mit dem Ruhm der Autorschaft auch schon die ganze Ungeduld der Autoren angenommen, und es ist mir im Nahmen aller Ihrer jetzigen und künftigen Schriftsteller lieb, daß Sie nun an sich selbst erfahren, wie das Herz darnach schmachtet sich gedruckt zu sehen!! Es thut mir leid daß ich Ihnen die Verzögerung, die das Mscrpt durch mich erlitten hat, durch keine bedeutende Aenderung darin ersetzen kann. Aber außerdem daß mir die Beendigung eines Aufsatzes für die Thalia fast alle meine Zeit wegnahm, habe ich jetzt fast immer Besuch im Hause, weil mehrere Fremde von meiner Bekanntschaft hier sind und ich jede Stunde auf meinen Schwager und 2 meiner Schwester erwarte. Ich schicke Ihnen also das opus, beynahe in seiner ganzen „pucelage“ zurück, und sagte Ihnen bloß, daß ich über einige Einfälle darin herzlich gelacht habe. 

Daß 2te Stück der Thalia habe ich mit einem 7½ Bogen starken Aufsatz angefüllt, von dem ich Ihnen nur sagen muß, daß ich große Stücke davon halte. 150 Exemplare habe ich mit einem aparten Titel davon abziehen lassen, weil ich ihn d. Coadjutor v. Mainz dedicirte, und ich bitte Sie also denselben auch besonders anzuzeigen und zu debütiren. Vergreift er sich bald, so wünschte ich wohl, daß Sie eine elegante Edition davon gegen Michaelis oder Neujahr veranstalten ließen. 

Da er nur 8 Bogen beträgt, so ist die Auslage dabey nicht groß. Nun hätte ich große Lust meine Schrift über das Schöne in einer Reihe von Briefen an den Prinzen von Augustenburg (mit dem ist wirklich darüber correspondire) aufs eleganteste drucken zu laßen. Werden Sie eine Presse in dem kommend. Winter dazu frey haben? 

Für die gütige Besorgung des Wechsels danke ich Ihnen verbindlichst. Empfehlen Sie meine Frau und mich Ihrer Jette besstens. Ihr ganz ergebener 

Schiller.


Bemerkungen

Empfangsverm.: Jena d. 1793 empf. (die Daten fehlen).
1 Zu S. 319. Z. 2. Das Datum ergiebt sich aus Nr. 666. 
2 Zu Z. 4. Es ist die Rede von Göschens Schrift: Johanns Reise. Vgl. Zu Nr. 661. 
3 Zu Z. 19. Über Anmuth und Würde. Vgl. zu Nr. 262.