Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wilhelm Reinwald

Jena den 13 Sept. [Sonnabend] 1794.

               Liebster Bruder, 

Deine überschickten Gedichte haben mir viel Freude gemacht und sind mir ein sehr schätzbarer Beytrag zu dem M. Almanach1. Schicke mir auch von den andern, ich wähle dann daraus, was für meinen Zweck, der vorzüglich auf Mannichfaltigkeit der Unterhaltung gerichtet ist, taugt, und was sich dazu weniger qualifiziert bleibt Dir immer. Unter denen, die Du jetzt schicktest, sind einige Fabeln von schon bekanntem Innhalt, die Du nur umgearbeitet hast, und diese will ich zurücklaßen, weil das Publikum immer mit Novitaeten unterhalten seyn will. 

Meine Frau und der Kleine sind auf 3 Wochen nach Rudolstadt, um den Blattern auszuweichen, die einer unsrer Freunde2seinem Kind inoculiren ließ. Deine Frau grüße herzlich von mir, Dein treuer Bruder. 

FrSchiller.


Bemerkungen

1 In dem Musen-Almanach für 1796 findet sich nur eines dieser Gedichte: „Der Freund“. 
2 Der Freund ist Wilhelm von Humboldt.