Friedrich SchillerFriedrich Schiller

An Wolfgang von Goethe

 

Jena den 16. November 1794. 

  Dieses unholde Wetter, das alle EmpfindungsWerkzeuge zuschließt, hat mich in voriger Woche für alles was Leben heißt vernichtet, und mir ist, da ich aus diesem Geistesschlummer wieder zu mir selbst komme, als ob ich Sie nach einem langen Zwischenraum wieder fände. Herzlich verlangt mich nach einer freundlichen Spur von Ihnen. Damit etwas bei Ihnen sei, was mich Ihnen zuweilen vergegenwärtigt, so gönnen Sie beifolgendem Bilde irgend einen Platz in Ihrem Hause, welchen Sie wollen, nur nicht den, wo Sie das Reinholdische1 Portrait begraben haben.
  Hier folgen auch auf Verlangen die Elegien nebst den Stolbergen mit meinem verbindlichsten Danke zurück. Das erste Manuscript der Horen ist vorgestern an den Buchhändler abgegangen. Ich habe ihm geschrieben, daß er den Rest des ersten Stücks in vierzehn Tagen zu erwarten habe.
  Das Lustspiel, die Wittwe, das Sie neulich mitnahmen, erbitte ich mir auf vierzehn Tage zurück. Es soll in der Thalia abgedruckt werden, mit welcher Sie es alsdann zurückerhalten, wenn Sie Lust haben, Gebrauch davon zu machen.
  Auf ein Manuscript von Meyern habe ich diese Woche mit Verlangen gewartet. Wollen Sie mich in sein Andenken zurückrufen? Herr v. Humboldt wird auf den nächsten Sonnabend seine Reise nach Erfurt2 antreten.
  Wir alle empfehlen uns Ihrer freundschaftlichen Erinnerung.

Schiller.

 


 

1 Rheinholdische 8, *** 1.
1 Frankfurt (vgl. All. Zig. 1870, Beil. zu Nr. 139).

 


 

Unveränderter Originaltext aus folgender Quelle: