Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Gottfried Körner

Jena, den 25. Jan. [Sonntag] 95.

Hier das erste Stück der Horen. Ich wünsche, daß Dir das Aeußere gefalle. Es sollte mehr solid als elegant seyn; und diese Wirkung thut es auch, wie mir däucht. Dein Urtheil über die 2 letzten Aufsätze1 fürchte ich mehr, als daß ich mich darauf freue. Die Epistel wird Dir gefallen. 

Auf Deinen Aufsatz glaube ich nun für das 3te Stück sicher rechnen zu können. Du hast, wenn es nöthig ist, noch volle 14 Tage Zeit dazu, vom Datum dieses Briefes an gerechnet. Im IIIten Stück werde ich frei seyn, um alsdann im vierten 4 bis 5 Bogen auf einmal, mit Goethens Elegien, zu geben2. Goethe nennt dieses 4te Stück den Centaur, weil seine Elegien einen seltsamen Contrast mit meiner Philosophie machen werden. Zum Absatz der Horen läßt sich alles gut an. Ich erhalte eine Nachricht über die andere, daß in sehr kleinen Städten 12 und mehrere Exempl. bestellt sind. Auch schreibt mit Cotta äußerst zufrieden, und schließt aus den bereits gemachten Bestellungen, daß der Absatz glänzend seyn werde3. So hätte ich mich in meinem Calcul doch nicht ganz verrechnet.

Mein Carl bekommt richtig die Blattern; heute am neunten Tage hat das Fieber sich gezeigt. Noch ist es sehr mäßig, und das bisherige Befinden läßt mich den gewünschten Ausgang hoffen. 

Sch.


1) Von Goethe und Fichte.
2) Die Elegien erschienen erst im sechsten Hefte.
3) Das Subscribentenverzeichniß am Schluß des Jahrgangs 1795 wies 1723 Ex. als abgesetzt nach. Der Umsatz betrug demnach 11,000 Thlr., davon etwa 3000 Honorar.


Bemerkungen

S. 112. Als Zeile 4 ist nach MDM. einzuschalten: Herzliche Grüße von uns allen an Dich und die Deinigen.
1 Zu S. 111. Z. 22. Körner sandte den Aufsatz schon am 28. Jan. an Sch. ab, ehe er noch diesen Brief erhielt. Sch. schickte am 2. März erst Bemerkungen dazu an Körner, die dieser benutzte u. den verbesserten Aufsatz dann endlich am 27. April schickte.