Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wolfgang von Goethe

Jena den 28. Jan. [Mittwoch] 95.

Ich danke Ihnen sehr dafür, daß Sie so gütig waren, dem Herzog in meinem Nahmen ein Exemplar der Horen zu überreichen. Es folgt solches hier zurück, und da ich auf den nächsten Sonnabend noch einige neue Exempl. von Cotta zu erwarten habe, so lege ich zu Ihrem Gebrauche noch einige, nebst dem Paquet an Jacobi, bei. 

An den Herzog habe ich heute geschrieben. Was er zu unsern Horen sagt, werde ich wohl einmal von Ihnen hören. 

Endlich habe ich die merkwürdige Recension d. Horen von Schütz in mscrpt gelesen. Für unsern Zweck ist sie ganz gut, und um vieles beßer als für unsern Geschmack. Die Bilder aus Utopien mochten seine Imagination noch nicht ganz verlassen haben, als er sie niederschrieb; denn vom Essen ist reichlich die Rede darin. 

Es ist zu loben, daß er aus d Epistel viele Stellen angeführt hat. Gegen mich hat er einiges auf dem Herzen, was er mir aber nicht zeigen wollte, um keiner Collusion sich schuldig zu machen. Es soll mir lieb seyn, wenn er dadurch auf eine geschickte Art den Ruf d Unpartheylichkeit behauptet. 

An Herdern schrieb ich dieser Tage, und bitte Sie sehr, wenn Sie Gelegenheit finden, mein Gesuch bey ihm zu unterstützen.

Mich haben seit Ihrer Abreise von hier die Musen nicht viel besuchen wollen, und es muß beßer gehen, wenn ich dem Centaur des IVten Stücks Ehre machen soll. 

Die Kinder haben die Blattern bekommen und auf eine sehr glückliche Art, ohne alle übeln Zufälle. Alles empfiehlt sich Ihnen aufs beßte. 

Sch.


Bemerkungen

1 Zu S. 113. Z. 22. Vgl. X. 
Zu Z. 27. Vgl. zu Nr. 803. Der Brief an den Herzog fehlt, auch eine Antwort ist nicht bekannt. 
Zu Z. 29. die Rezension erschien in der Allgem. Litt.-Zeit. am 31. Jan. 1795.
Zu S. 114. Z. 11. Der Brief an Herder fehlt. 
Zu Z. 16. Gemeint ist das VI. Stück, das Goethe Centaur genannt hatte, weil es nur die beiden so verschiedenartigen Beiträge enthält: Goethes Elegien und Schillers aesthetische Briefe (Fortsetzung). Vgl. An Goethe vom 12. Juni 1795.