Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Gottfried Körner

[3. Oct. Sonnabend 1795] 

Hier 9 Ld’ors. für 24 Seiten. Eine Seite behältst Du mit 2 Thalern weniger Gr. 3 noch bei Cotta gut. Mache, daß ich Dir nächste Ostermesse zehnmal mehr auszahlen kann. 

Daß Du mit meiner Elegie zufrieden bist, freut mich herzlich. Mir schien sie auch das dichterischte meiner Produkte. Noch hat außer Dir kein Mensch sie gelesen1, und Dein Urtheil ist mir, als die erste äußere Stimme darüber um so willkommener. 

In dem, was Du über mich und meine dichterische Anlage überhaupt sagst, scheint mir sehr viel Wahres zu liegen. Auch will ich sehen, ob ich es mir zu Nutze machen kann. Der ganze Gang meines Geistes und Herzens von frühen Zeiten an nahm die Richtung, von der Du sagst, und ich werde Mühe haben, das Empfangen und Bilden wieder in das rechte Verhältniß zu setzen. – 

Ob ich mich jetzt, da ich so ziemlich hoffen darf, es werde mir an Zeit nicht fehlen, an eine Tragödie machen soll? 

Humboldt bleibt noch den ganzen Winter in Berlin. Ich werde hier also sehr verlassen seyn. 

Der junge Herr v. Stein wird Dich nächstens in Dresden besuchen. Der Herzog schickt ihn auf etliche Jahre nach Breslau, um dort die Staatsökonomie zu studiren, und sich zum weimarschen Kammerpräsidenten heranzubilden. – Er ist Kammerassessor in Weimar. Ihr werdet einen jungen Mann von Kenntniß und einen sehr trefflichen Menschen in ihm finden. 

               Dein 

Sch.


1) Am 5. Oct. sandte Schiller eine Abschrift an Humboldt.


Bemerkungen

Nach MDM. ist S. 279. Z. 26. Geists u. S. 280. Z. 7. Kammerassessor in W. zu lesen u. S. 280. Z. 9. einzuschalten: Adieu. An die Weiblein meinen und Lottens herzlichen Gruß.
1 Zu S. 279. Z. 23. Vgl. Körners schöne Ausführungen in X.
2 Zu S. 280. Z. 3. Vgl. Körners Urteil über Stein: An Sch. d. 6. Nov.