Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wilhelm Archenholz

Jena den 8 Jenner [Freitag] 96.

Auf Ihren schönen Beytrag zu den Horen habe ich, mein verehrter Freund, meine Antwort anstehen lassen müssen, biss ich ihn abgedruckt erhielt, weil die Eilfertigkeit mit der ich das Mscript absenden mußte, mir kaum Zeit ließ, es flüchtig zu durchlaufen.

Jetzt, da ich den Aufsatz mit größerer Muße gelesen kann ich Ihnen erst schreiben, wie sehr ich davon befriedigt bin. Ich bin in die Schwierigkeiten Ihres Stoffs eingegangen und bewundere Ihre Geschicklichkeit aus einem so zerstückelten und fragmentarischen Stoff ein so wohlgeordnetes Ganze zu machen. Alles wirkt auf Einen Punkt hin, und sammelt sich um den Helden der Geschichte. Das Lokal und Costüme ist lebendig und treffend dargestellt und der Leser ist der Zuschauer der Begebenheit. Göthe der gerade bey mir war, als das XIIte Stück d. Horen ankam, hat dieser Aufsatz auch sehr gefallen.

In 8 oder 10 Tagen werden wir vermuthlich ein öffentliches Urtheil in der Litt.Zeitung darüber hören.

Möchte die, gewiß allgemeine günstige Aufnahme dieses historischen Tableau Ihnen noch mehr Lust erwecken an den Horen einen recht thätigen Antheil zu nehmen.

Ein Exemplar des XIIten Stückes haben Sie natürlicher Weise schon von Cotta erhalten. Zum Ueberfluß lege ich noch eines bey.

Leben Sie recht wohl und behalten Sie in freundschaftlichem Andenken

Ihren aufrichtig ergebenen

Schiller.