Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wolfgang von Goethe

[Jena den 12. August Freitag 1796.]

Ich bin heute in ein Gedicht hinein gerathen, worüber ich den Botentag rein vergeßen habe. Eben mahnt mich meine Frau, die Ihnen Zwieback schickt, und ich habe nur noch zu ein paar Worten Zeit.

Hier Proben von beßern und schlechtern Abdrücken der ersten AlmanachsBogen. Der Vierte ist jetzt unter der Presse, und es läßt sich an, als ob wir in der ersten Woche Septembers damit zu Stande sein könnten. Er wird erstaunlich reich werden, und von dem vorjährigen völlig verschieden. Wenn ich Ihre Idylle gegen die Epigramme im vorigen Jahr abrechne, so wird der dießjährige wohl den Preiß davon tragen. Mit meinen Arbeiten darinn bin ich viel beßer zufrieden, als ich es mit denen im vorigen Jahr bin. Ich empfinde es ganz erstaunlich, was Ihr näheres Einwirken auf mich in mir verändert hat, und obgleich an der Art und an dem Vermögen selbst nichts anders gemacht werden kann, so ist doch eine große Läuterung mit mir vorgegangen. Einige Sachen, die ich jetzt unter Händen habe, dringen mir diese Bemerkung auf.

Herrn Mattei habe ich noch nicht gesehen; er soll mir willkommen seyn, wenn er erscheint. Mein Schwager, der Legationsrath v. Wolzogen mit seiner Frau ist gegenwärtig hier; er hat sich mehrere Jahre mit der Architectur abgegeben, und da es ihm gar nicht an Kopf fehlt, er auch gereist ist, so werden Sie ihn nicht leer finden.

Leben Sie recht wohl, und bleiben Sie nicht zu lange mehr aus. Ich wünschte jetzt gar sehr, das 8te Buch wieder zu haben; kann ich es nicht bald erhalten?

Sch.