Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friedrich Cotta

Jena, 2. Nov. [Mittwoch] 96.

Ich sende meinem letzten Briefe vom 31. October gleich einen zweyten nach, um Sie zu benachrichtigen, daß ich nach reiflicher Ueberlegung und des dringenden Falles wegen mich doch entschlossen habe, die neue Auflage des Almanachs hier in Jena zu veranstalten. Göpferdt macht sich anheischig, in Vier Wochen zuverlässig damit fertig zu seyn, so daß sie also Anfang Decembers nach Leipzig abgehen kann, welches wahrscheinlich 4 Wochen früher ist, als wenn sie in Tübingen oder Stuttgardt besorgt würde. Ich habe aber um den Risico nicht zu groß zu machen nur eine Auflage von 500 Exempl. bestellt, jedoch alle auf schönem Papier, demselben worauf ich hier schriebe, den Ballen zu 40 Rthl. hiesiges Geld oder 36 Rthl. 20 Gr. Sächs. Das Format wird zwar um ein weniges kleiner als das der ersten Auflage, aber doch so, daß die Decke gerade noch dazu paßt.

Mit allen Auslagen für Druck und Papier, für die Abdrücke der Decke und des Titelkupfers, für das Broschieren von Einem Hundert Exempl. (denn die andern denke ich roh anzubringen) für Emballage und Fracht nach Leipzig werden die Kosten nicht über 24 Ldors steigen, die MusicNoten ausgenommen, wovon nachher. Dieser Risico ist klein, und ich will ihn ganz tragen, wenn Sie vielleicht mit dieser neuen Auflage nichts zu thun haben wollen; doch denke ich, werden Sie nicht ungern darauf entrieren. Schon der Triumph, den wir über die Schreyer und Nieder davon tragen ist so viel werth.

Die Melodien sind Sie so gut, in Stuttgardt so schnell und wohlfeil Sie können abdrucken zu lassen, und mir mit dem bäldesten zuzusenden. Lassen Sie aber 50 über 500 abziehen, weil mir zu der vorigen Auflage noch eine kleine Anzahl fehlt, die ich den Käufern habe schuldig bleiben müssen. Zugleich werden Sie mich benachrichtigen, wieviel von der neuen Auflage ich Ihnen schicken soll. Ich sende diese ganz an Böhme, wenn Sie mir keine andere Anweisung indessen geben, und mache es vorher in einigen Zeitungen bekannt. Doch mit dem letztern will ich noch 14 Tage warten, biß die noch übrigen Exempl. der ersten vollends vergriffen sind. Den Preiß riethe ich an auf 1 Rthl. ord. oder 18 Gr. netto zu setzen, und dieses darum, weil es nicht rathsam ist, die Verschiedenheit der Preiße noch zu vermehren, und das neue PostPapier dem bey der ersten Auflage doch nicht verglichen werden kann. Dazu kommt, daß der Voßische Almanach, bey eben so gutem Papier und noch schönerem Druck auch nicht theurer verkauft wird. Doch über diesen Punkt, so wie über die Spedition, erwarte ich noch Ihre Antwort.

Der Postwagen bringt Ihnen die zweyte Kupferplatte zu dem Hirtischen Aufsatze, die erste haben Sie hoffentlich nun erhalten. Wenn diese zweyte Kupferplatte am 20. November in Ihren Händen ist, wofür ich stehe, so kommt sie, wie ich hoffe, gerade noch recht, um für das NovemberStück abgedruckt zu werden. Ich sende daher hier den Beschluß des Aufsatzes, der sich darauf bezieht. Von diesem Aufsatze darf das Kupferblatt nicht getrennt werden, daher versparen Sie ihn lieber für das DecemberStück, wenn Sie zweifeln, daß die Kupferplatte, die ich am 5ten d. M. auf den Postwagen gebe, noch zeitig genug für das NovemberStück ankommt. Es wäre mir aber freilich sehr lieb, wenn dieser Aufsatz in diesem Monate geendigt werden könnte und in Stuttgardt fehlt es ja an Buchdruckern nicht. Sie könnten ja vorläufig, ehe die Platte ankommt, in Stuttgardt die Bestellungen machen, und Herrn Leprêtre unterrichten, wo er die Platte, sobald sie ankommt, abzugeben hat.

Leben Sie recht wohl. Ich hoffe, daß ich Ihnen alles geschrieben habe, was vor der Hand nöthig zu sagen war. Der Ihrige.

Sch.