Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Sophie Laroche

Jena, d. 23. Jan. [Montag] 1797.

Ihr Brief, meine edle vortrefliche Freundin, den ich heute erhielt, hat mir eine unbeschreibliche Freude gemacht. Sie haben mich also nicht ganz vergessen, ja Sie sind so gut und lieb, daß Sie mich an dem schönen Eindruck wollen Theil nehmen lassen, den eins meiner Lieder auf Sie gemacht hat. Ich werde dieses Lied von nun an höher halten und mit mehr Liebe daran hängen, da es mir eine so verehrte liebe Freundin zurückgiebt, und fähig gewesen ist, ihre eigene Empfindungen auszusprechen, und die Trauer Ihres mütterlichen Herzens zu sanfter Wehmut zu mildern. Wie wohlthätig sind doch die Musen! Sie wissen das schönste Band zwischen denen zu flechten, die sich ihrem Dienste weihen, sie haben mir auch das schöne Herz einer Freundin gewonnen, für die ich lange ein fremdes Wesen war! 

Meine Lotte dankt Ihnen aufs herzlichste für Ihr Andenken, sie hat sich Ihrer stets mit Liebe erinnert. Ich weiß, meine edle Freundin, daß Sie an unserm Glücke aufrichtigen Antheil nehmen, und so erfreuet es Sie gewiß zu hören, daß ich im stillen Kreis meiner Familie, mit meiner lieben Frau und zwey gesunden hoffnungsvollen Knaben, davon der älteste bald vier Jahr ist, mich recht glücklich fühle, und meine eigne schwache Gesundheit leicht verschmerze. 

Erhalten Sie mir Ihr liebes Andenken, theuere Freundin, und glauben Sie, daß ich den Augenblick, der mich von der Fortdauer des Ihrigen versicherte, unter die angenehmsten meines Lebens rechne. 

Möge Freundschaft und Liebe um Sie geschäftig seyn, Ihr Leben zu erheitern und zu verschönern! 

Ewig der Ihrige mit der herzlichsten Verehrung

F. Schiller.


Bemerkungen

1 Zu S. 144. Z. 20. Über Schs. frühere Beziehungen zur La Roche vgl. Minor, Schiller II. 323. Zu Z. 22. Frau La Roche hatte Schiller in X. gebeten, ihren Segen auf die Stunde anzunehmen, in welcher die Klage der Ceres aus seinen Händen kam. „Möge Ihnen der Himmel in jedem moment Ihres Lebens, durch edles Glück und edle Freude – die süße wehmuth lohnen, mit welcher ich jetzo an das Grab meines [Sohnes] Frantz – und an die pflantzen denke, welche über seiner Hülle wachsen.“
Zu S. 145. Z. 1. Lotte hatte 1784 auf der Rückkehr aus der Schweiz die La Roche besucht.