Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wolfgang von Goethe

Jena 31. Jan. [Dienstag] 97. 

Zu der guten Acquisition für die Oper wünsche ich Glück, und was das epische Werk betrift, so hoffe ich, Sie sind in gute Hände gefallen. Das Werk wird einen glänzenden Absatz haben, und bey solchen Schriften sollte der Verleger billigst keinen Profit zu machen suchen, sondern sich mit der Ehre begnügen. Mit schlechten Büchern mag er reich werden. 

Weil doch von mercantilischen Dingen die Rede ist, so lassen Sie mich Ihnen eine Idee mittheilen, die mir jetzt sehr am Herzen liegt. Ich bin jetzt genöthigt, mich in der Wahl einer Wohnung zu beeilen, da ein Gartenhaus hier zu verkaufen ist, welches mir convenient wäre, wenn ich hier wohnen bleiben wollte. Da ich nothwendig auf einen Garten sehen muß, und die Gelegenheit so leicht nicht wieder kommen könnte, so müßte ich zugreifen. 

Nun sind aber verschiedene überwiegende Gründe da, warum ich doch lieber in Weimar wohnen möchte, und könnte ich dort eine Wohnung von derselben Art finden, so möchte ich es wohl vorziehen. Nach den Erkundigungen, die ich habe anstellen lassen, wird dieses aber schwer halten. Da Sie neulich von Ihrem Gartenhause sprachen und meinten, es habe Raum genug, so wünschte ich zu wissen, ob Sie es vielleicht für eine längere Zeit entbehren und es mir ordentlich vermiethen könnten. Es ist ja ohnehin Schade daß es dasteht, ohne sich zu verinteressieren, und mir wäre sehr damit geholfen. 

Wären Sie dazu nicht ungeneigt, und qualifizierte sich das Haus in den wesentlichen Dingen dazu, Sommers u. Winters bewohnt zu werden, so würden wir über die Veränderungen, die noch nöthig wären, leicht miteinander einig werden können. 

Was den Garten betrifft, so stünde ich für meine Leute, daß nichts verdorben werden sollte. 

Die Entfernung würde ich wenig abschrecken. Meiner Frau ist eine äusere Nothwendigkeit sich in Bewegung zu setzen sehr gesund, und was mich betrift, so hoffe ich nach einigen Versuchen in freier Luft, mir auch mehr zutrauen zu können. 

Vor der Hand wünschte ich nun bloß zu wißen, ob Sie überhaupt nur zu einer solchen Disposition geneigt wären, das übrige würde dann auf eine nähere Besichtigung ankommen. 

Leben Sie recht wohl. Alles grüßt. 

S. 

Körner wünscht zu erfahren, ob Sie die bestellten Musicalien und den Catalog der Wackerischen Auction bekommen?


Bemerkungen

1 Zu S. 148. Z. 18. Goethe hatte in X. gemeldet, daß er die Jagemann als Hofsängerin engagiert habe und sein episches Gedicht: Hermann u. Dorothea verhandelt habe (an Vieweg durch Böttigers Vermittlung). Z. Z. 27. Sch. kaufte, da Goethes Gartenhaus nur für den Sommer bewohnbar war, von den Erben des Prof. Ernst Gottfried Schmidt, dessen Haus auf dem Judengraben hinter dem Gasthof zum gelben Engel, zwischen dem Garten des Ökonomen Lamprecht und den Krautländereien des Kaufmanns Beyer für 1150 Reichsthaler baar. Vgl. Litzmann, Schiller in Jena S. 115 etc. Auf dieses Haus dichtete Goethe in seinem Epilog zu Schillers Glocke die Strophe:

   Nun schmückt’ er sich die schöne Gartenzinne,
Von wannen er der Sterne Wort vernahm etc.

Zu S. 146. Z. 26.Körners Anfrage finde ich in den gedruckten Briefen an Sch. nicht. Gödeke wird die Stelle wie manche, die ihm unwichtig erschienen, fortgelassen haben. Vgl. aber Körner an Goethe vom 17. Dez. 1796 (Goethe, Jahrb. IV. S. 300).