Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Karl Wilhelm Ferdinand von Funck

Jena 13. Febr. [Montag] 97. 

Sie sind meine Nachläßigkeit im Briefschreiben schon so gewohnt, mein vortreflicher Freund dass ich es gar nicht unternehmen will, mich zu entschuldigen. Bloß um Ihre Verzeihung will ich bitten, daß ich Ihnen von dem Schicksal Ihres Robert Guiscard biss jetzt noch keine Nachricht gegeben. 

Sie erhalten einen Theil desselben hier gedruckt, und wahrscheinlich wird das IIte Stück den Beschluß davon enthalten, wenn er Raum darinn gehabt hat. Sie werden finden, dass ich die Freyheit, die Sie mir in Rücksicht auf Ihr Manuscript gegeben, nicht misbraucht habe. Es war auch im einzelnen gar nichts zu verändern, da er sehr gut geschrieben ist; nur hätte ich im Ganzen gewünscht, daß die bedeutenden Momente der Geschichte etwas mehr zusammengerückt wären. Sie haben aber dazu zu wenig Zeit gehabt, denn bey allen meinen eigenen historischen Arbeiten habe ich dasselbe erfahren. Bey der ersten Anlage glaubt man nichts weglassen zu dürfen, weil auch das minder bedeutende in der Folge wichtig werden kann: erst wenn man alles übersieht, und Zeit hat, darüber zu liegen, so wagt man es, die kleinen Details der Wirkung des Ganzen aufzuopfern. 

Nehmen Sie unterdeßen für diesen willkommenen Beytrag meinen herzlichen Dank an. Ich habe ihn an die Spitze des neuen Jahrgangs gestellt, woraus Sie sehen, was er mir werth ist. Werden Sie mir nicht bald etwas neues senden? Und werden Sie nicht selbst wieder nach Jena kommen? Wir erwarten Sie mit Freuden, und der kleine Karl fragt oft nach seinen Husaren. Leben Sie recht wohl. Ganz der Ihrige. 

Sch.


Bemerkungen

1 Zu S. 159. Z. 21. Der Aufsatz von Funk über Robert Guiscard erschien in den 3 ersten Horenstücken 1797.
Zu S. 160. Z. 6. Funk lieferte für die Horen nichts mehr.