Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wilhelm und Christophine Reinwald

[Jena d. 17. Febr. Freitag. 97.]

Wir haben lange auf Nachrichten von euch gewartet, und freuen uns herzlich zu hören, daß ihr wohl seid. Die kleinen Uebel, die der Winter bey sich führt, werden mit dem Frühling schon vergehen, dem ich mich auch herzlich entgegen sehne. Bey uns Gottlob ist alles wohl, und mit meiner Gesundheit geht es wenigstens so leidlich fort. Ich hoffe bald sie merklich zu verbeßern, denn wir sind eben im Ankaufe eines Gartens und Gartenhauses begriffen, wo wir den Sommer ordentlich leben können, und vielleicht sogar im Winter, wenn wir uns auf einige Bauveränderungen einlaßen wollen. Ich mußte dieses Mittel ergreifen, ein eigen Haus und Garten zu kaufen, weil ich sonst gar keine Möglichkeit sehe, mich an die freie Luft zu gewöhnen, die mir so nöthig ist. 

Von Leonberg habe ich noch nicht lange Nachrichten, daß dort alles leidlich wohl ist, biß auf eine kleine Unpäßlichkeit der lieben Mutter. Wegen ihrer Pension schrieb ich dieser Tage an den Kammerdirector Autenrieth und will nun sehen, was es fruchtet. 

Lebt wohl ihr Lieben. Lotte grüßt herzlich, auch der kleine Karl empfiehlt sich. 

Euer treuer 

Bruder Sch.


Bemerkungen

1 Zu S. 161. Z. 17. Aus Leonberg verzeichnet K. einen Brief unter dem 6. Febr. Zu Z. 20. An Autenriet verzeichnet K. einen Brief unter dem 17. Febr.; von ihm einen Brief unter dem 6. März. Schs. Mutter erhielt eine jährl. Pension von 100 Gulden und freie Wohnung im Schlosse zu Leonberg.