Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wolfgang von Goethe

[Jena den 1. Mittwoch. März.] 

Es freut mich herzlich, daß Loders Kräuterthee, so übel er auch schmeckt, einen poetischen Humor und Lust zum Heldengedicht bey Ihnen geweckt hat. Ich bin, obgleich von keinem Catarrh gehindert, seit gestern nicht viel avanciert, weil mein Schlaf wieder sehr in Unordnung gewesen. Doch hoffe ich meine zwey Piccolominis heute noch eine Strecke vorwärts zu bringen. 

Haben Sie doch die Güte beyliegendes anzusehen und zu überlegen ob wir die Sache quaestionis nicht in Weimar beschleunigen, und allenfallsigen Obstakeln vorbeugen können. Es liegt mir gar zu viel an der Sache, und daß sie auch bald entscheiden werde. Vielleicht hat Voigt dabey zu sagen, und da sind Sie wohl so gut, und schreiben ihm ein Wörtchen. 

Erhohlen Sie Sich sobald möglich, daß wir morgen wieder zusammen seyn können. 

Sch.


Bemerkungen

1 Zu S. 165. Z. 19. Goethe hatte trotz des Katarrhs den 4. Gesang von Hermann und Dorothea „in Ordnung gebracht“. Zu Z. 25. Die Sache quaestionis war die Beschleunigung des Gartenkaufs von den Schmidtschen Erben. Wegen der gerichtlichen Formalitäten verschleppte sich der Kauf. Durch Voigts Vermittlung wurde sie in der That gefördert.