Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Gottfried Körner

Jen., 10. Juli [Montag] 97. 

Nun, ich bin froh, daß mein erster dramatischer Auftritt nach vollen zehn Jahren Deinen Beifall hat. Wenn mir meine Gesundheit nur leidlich günstig ist, so will ich ihn, durch das was nachfolgt, noch besser zu verdienen suchen. Es ist schon viel gewonnen, daß ich nur aus meinen alten Unarten großentheils glücklich heraus bin, und daß ich bei dieser Krise doch noch das Gute aus der alten Epoche gerettet habe. 

Aber der Stoff, an dem ich meine neu aufgelebten dramatischen Kräfte versucht habe, ist in der That abschreckend, und mit einer sauren Arbeit muß ich den Leichtsinn büßen, der mich bei der Wahl geleitet hat. Du glaubst nicht, was es einem armen Schelm von Poeten, in meiner abgeschiedenen, von allem Weltlauf getrennten Lage kostet, eine solche fremdartige und wilde Masse zu bewegen, und eine so dürre Staatsaction in eine menschliche Handlung umzuschaffen. 

Vor einem Jahr kann der Wallenstein nicht fertig seyn. In diesem Frühjahr und Sommer habe ich ganze Monate verloren; der Almanach wird mich auch noch bis zum September beschäftigen, und im Winter rückt das Geschäft langsam fort. 

Indessen will ichs möglich zu machen suchen, vor dem Eintritt des Winters zu Euch zu kommen, wenns auch nur auf drei Wochen wäre. 

Hier etwas zur Unterhaltung. Wenn Dir diese Art gefällt, so kann ich das halbe Dutzend vollmachen, denn die Nation hat wirklich etwas Poetisches. 

Die Kinder sind wohl. Grüße Minna und Dora recht herzlich von uns. Auch Humboldts grüße schön. 

Dein 

S.


Bemerkungen

1 Zu S. 219. Z. 25. Sch. schickte das Nadowessische Lied.