Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friedrich Zelter

Jena 20. 8br. [Freitag] 97. 

Hier mein werther Freund sende ich Ihnen unsern Almanach nebst einigen Abdrücken der Melodien. Unter diesen finden Sie noch einen Gefährten, den Concertmeister Zumsteg aus Stuttgardt einen alten academischen Freund von mir, der Ihnen vielleicht schon durch einige glükliche Compositionen bekannt ist. Die Melodie zum Reiterlied, die Ihnen so treflich gelungen seyn soll, habe ich schon seit etlichen Monaten mit Ungeduld aber vergebens erwartet. 

Machen Sie mir doch bald die Freude und senden sie. Diejenige, welche Sie hier finden, scheint viel Gutes zu haben, nur kann sie sonderbarerweise, so wie sie ist, von Männerstimmen nicht gesungen werden. 

Schreiben Sie mir doch, ob wir Sie vielleicht in diesem Winter hier sehen? Es würde mich recht sehr erfreuen. 

Sch.


Bemerkungen

1 Empfangs- u. Beantwortungsvermerk: den 27. 8br. 97 erhalten.
An Herrn Hofrath Schiller habe ich auf diesen Brief am 16. 9br. geantwortet und ihm zwey Lieder nehml. die Glaubensworte und das Reuterlied überschickt.
Zelter.
Z. Vom 15. Nov. 97, ausgeboten in Börners Katalog XLII. Nr. 1143. Dieser Brief traf am 23. Nov. bei Sch. ein. Nach einer Abschrift Boxbergers lautet er:

Den 15. November 97.

Ich sage Ihnen meinen besten Dank, m. l. Fr. für den mir überschickten Almanach, und das thue ich um so lieber, als ich mit dessen Inhalt eine Wette von 6 Flaschen Champagner gewinne, wovon ich Ihnen gern einen Theil gönnte, wenn wir näher an einander wohnten, und ich sie schon hätte. Sie können denken, daß die Wette auf die schönen verwünschten Küchenpräsente ging. Ich hatte behauptet: kluge Köche gäben nicht toujours perdrix, und so sind die Champagnerflaschen gefangen. Mit dem Abdrucke meiner Melodien ist das Unglück geschehen, das ich einen Augenblick lang geahndet und zu erinnern vergessen habe. Die Indische Legende und der Feenreigen sind nicht zu gebrauchen, weil man jedesmal mitten in jeder Stanze das Blatt wenden muß. – – – Wenn Sie es wissen, wie d. Hr. Geh. Rath von Göthe zur Bajadere und An Mignon aufgenommen hat, so schreiben Sie mir etwas darüber. Ich will nicht gelobt sein, das kann ich von hiesigen Freunden auch werden, aber die Wahrheit und das Gefühl eines so feinen Kenners als Göthe ist möchte ich gern wissen.