Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wolfgang von Goethe

Jena 22. Nov. [Mittwoch] 97. 

Noch einmal wünsche ich Glück zur frohen Ankunft. Wie angenehm ist mirs, wieder so leicht und schnell mit Ihnen communicieren zu können. Was Sie an Sachen und an Ideen mitgebracht, verspricht mir einen unterhaltungsreichen unterrichtenden Winter, und doppelt froh bin ich, daß ich einen Theil desselben in Ihrer Nähe zubringen kann. Fürs Theater wollen wir ja etwas zu wirken suchen, wenn auch niemand als wir selbst bei dem Versuche was lernen sollte. Haben Sie Einsiedels Schriftstellerey darüber schon zu Gesicht bekommen? Hier ist doch Ein Mensch wenigstens mehr, der etwas darüber auszusprechen sucht, und in einem gewissen Kreise ein Interesse daran nähren wird.

Hier die Garvischen Briefe, die Ihnen auf eine andre, doch verwandte Art, als der Brief des Räthselmannes, die Deutsche Natur vergegenwärtigen werden. 

Das Geld nebst den Almanachen wird das BotenMädchen übermorgen mitnehmen. Hätte ich gewußt, daß Sie das Gold wieder einlösen wollten, so hätte ich es gar nicht angenommen. 

Leben Sie recht wohl für heute. Auf d Freitag mehr. Meiern grüße ich. 

Sch.


Bemerkungen

1 Zu S. 288. Z. 25. Einsiedel: Grundlinien zu einer Theorie der Schauspielkunst etc.
Zu S. 289. Z. 1. Vgl. zu 1270 u. Z. Zu Z. 2. Den Rätselmann weiß ich nicht zu deuten. Goethe hatte einen Brief mit X. gesandt, der ein echtes Zeichen bornierter Deutschheit sei, und in dem die Rätselgeschichte, d. h. (nach Düntzer) das Märchen in den Unterhaltungen nachklinge.