Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friedrich Cotta

Jena 5. Jan. [Freitag] 98. 

Ich bins recht wohl zufrieden, daß die Horen aufhören, und bitte bloß allen Eclat zu vermeiden, und bei Versendung des eilften und zwölften Stücks den Buchhandlungen es zu notifizieren, ohne eine öffentliche Erklärung. Da die Versendung des zwölften Stücks sich ohnehin bis zu Ende Februars oder noch später verziehen kann, so können wir die Sache um so eher einschlafen lassen. Wo möglich werde ich den letztern Stücken noch einen Werth zu geben suchen. Mich selbst beschäftigt freilich der Wallenstein jetzt ausschließend, und weil ich meine Natur kenne, so erlaube ich mir nicht gern eine Diversion, die mich immer gleich zu sehr zerstreuet. 

Auf den Wallenstein dürfen Sie sich freuen, es ist mir in meinem Leben nichts so gut gelungen, und ich hoffe, in dieser Arbeit, die Kraft und das Feuer der Jugend mit der Ruhe und Klarheit des reiferen Alters gepaart zu haben. 

Um uns vor dem Publicum eine Consolation wegen Aufhörens der Horen zu geben, wär mirs besonders lieb, wenn in den nächsten 4 Wochen eine zweyte Auflage des MusenAlmanachs im Intelligenzblatt der Litt. Zeitung und in dem Hamburger Correspondenten könnte angezeigt werden. Den Wallenstein wollen wir im März anzeigen, wo ich auch den Theaterdirectionen etwas zu sagen habe. 

Ich habe von der Frau von der Recke ein großes Lustspiel erhalten, das in den Horen des nächsten Jahrgangs Platz haben sollte. Nun wünschte ich die Mühe, die ich damit gehabt nicht ganz zu verlieren, und möchte es also gern um ein sehr mäßiges Honorar von 1 Carolin pro Bogen besonders gedruckt haben. Sie will aber und darf wegen politischer Verhältnisse, in denen sie ist, nicht genannt werden. Wollen Sie mir dieses Stück, das ohngefähr 8 gedruckte Bogen geben wird, abnehmen, so ist es mir angenehm, denn ich wende mich nicht gern an einen andern. 

Leben Sie recht wohl. Zahn soll uns allerdings noch mehr componieren, denn so oft ich seine Melodie zum Reiterlied höre, macht sie mir Vergnügen. Petersen danke ich für sein Andenken herzlich. Ihr 

S. 

Manuscript zum XI. Stück bringt die nächste Post.


Bemerkungen

Empfangs- und Beantwortungsvermerk:
15. Jan.
eod.

1 Zu S. 318. Z. 1. Vgl. zu Nr. 1282. Zu Z. 13. Petersen hatte sich Mühe gegeben noch ein Exemplar der ersten Auflage der Räuber aufzutreiben und eine Abschrift der ersten, später zurückgezogenen Vorrede beigefügt.