Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wolfgang von Goethe

Jena 27. Aug. [Montag] 1798. 

Zwey Bogen machen freilich einen starken Rechnungsfehler, der auch für die künftigen Missionen ein bedenkliches Omen giebt und mehr Vorrath an Mscrpt nöthig machen dürfte. Für den Anfang ist es übrigens recht gut, daß man dem Publikum mehr geben kann. Sollten Sie aber etwas andres substituieren können als Niobe, so wäre es wohl gut, denn außerdem daß die plastischen Artikel am wenigsten zu der Menge sprechen und am meisten bei dem Leser voraussetzen, so fürchte ich, daß Sie in den folgenden Stücken das Verhältniß nicht wohl fort beobachten können. Ob nicht vielleicht Ihr Aufsatz über die Methode bei Naturwissenschaften dazu genommen werden könnte? 

Das sind Betrachtungen, die ich nur in der Eile anstellen kann, denn ich muß den Boten abfertigen. 

Das Wetter ist seit vorgestern hier ganz unerträglich, daß wir in unserer windigen Wohnung uns beinah in ein geheiztes Zimmer einschließen müssen. Indessen geht die Arbeit ganz leidlich von statten und ich werde Ihnen ehestens etwas producieren können. 

Leben Sie recht wohl, mit Meiern. Könnten Sie uns nicht die Memoires von Clery verschaffen? 

Sch.


Bemerkungen

1 Zu S. 420. Z. 15. Goethe hatte geschrieben, daß er für die Propyläen noch ein paar Bogen nachsenden müsse und daher um Rücksendung des meyerschen Artikels von der Niobe bitte.
Zu S. 421. Z. 4. Journal de ce qui s’est passé à la tour de Temple pendant la captivité de Louis XVI par M. Cléry, Valet de chambre.