Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wolfgang von Goethe

Jena den 7. April [fälschlich für Sept. Freitag] 98. 

Ich lege mich mit dem festen Vorsatz nieder morgen zu Ihnen hinüberzufahren. Für den Almanach habe ich mein Geschäft geschlossen; das letzte Gedicht bringe ich mit. Jetzt muß ich eilen, den kleinen Rest der guten Jahrszeit und meines Gartenaufenthalts für d Wallenstein zu benutzen; denn wenn ich meine Liebesscenen nicht schon fertig in die Stadt bringe, so möchte mir d Winter keine Stimmung dazu geben, da ich einmal nicht so glücklich bin, meine Begeisterung im Kaffe zu finden. 

Das Buch von Lenz so wie auch das beßere Papier zu den Decken bringe ich mit. Ich hoffe diesem Brief bald zu folgen. Leben Sie recht wohl. 

S.


Bemerkungen

1 Zu S. 430. Z. 10. Goethe hatte in X. geschrieben, Jean Paul habe ihm gesagt, mit der Stimmung seien es Narrenspossen; er brauche nur Kaffee zu trinken, um, so gerade von heiler Haut, Sachen zu schreiben, worüber die Christenheit sich entzücke. Zu Z. 11. Gemeint ist der Professor der Mineralogie Lenz. Goethe hatte gebeten, Sch. solle ihm von Lenz das Buch Traité anatomique sur la chenille par Lyonnet mitbringen.