Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friedrich Cotta

Jena, 21. September [Freitag] 98.

Ich freue mich, daß der Unfall, der die Weltkunde betraf, sich noch so glücklich gewendet hat, und daß die Unternehmung im ganzen nicht so viel leidet. Nun ist zu wünschen, daß die Erbitterung der aristokratischen Parthey nicht aufs neu gereizt werden möge, und hoffentlich werden Sie darüber wachen, wenn etwa Posselt in seiner Hitze sich eine Blöße geben möchte. 

Der Almanach wird in wenig Tagen vollends gedruckt seyn, alles übrige biß zur Spedition nach Leipzig werde ich besorgen und in Weimar besorgen lassen. Schreiben Sie nur sogleich nach Empfang dieses, wenn es noch nicht geschehen, den Speditions Zettel ab, ich will sobald Exemplare gebunden sind, solche gleich an Böhme in Leipzig spedieren lassen. 

In der Anzeige des Wallensteins muß ich eine Veränderung machen, die von großer Bedeutung ist. Haben Sie die schon abdrucken lassen, die ich Ihnen vor einigen Wochen angab, so thut es indessen nichts, denn die neue widerruft die alte von selbst. Ich lege die neue bey, so wie ich sie auch im Almanach werde abdrucken lassen. Sie könnten Sie vielleicht in Ihren neuen Verlagsschriften abgedruckt beilegen. Sie können auf 23 Bogen voll rechnen und werden den Preiß der gewöhnlichen Exemplare nothwendig auf 2 Rthlr. setzen müssen, da der Leser für diß Geld drey Stücke erhält. 

Leben Sie recht wohl. Ich schreibe diß in Eile um den Brief heut noch fortzubringen. Der Ihrige. 

Sch.

Anzeige. 

Zu künftiger Ostermesse erscheint in meinem Verlage. 

Wallenstein von Schiller, in drey zusammen hängenden Schauspielen. 1) Wallensteins Lager 2) Piccolomini und 3) Wallenstein. 

etc. etc. etc. 

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Auch ist es jetzt der Mühe werth, es mit zwei oder drey Vignettchen auszuzieren, wozu recht schöne Ideen da sind. Meier wird sie zeichnen und Guttenberg in N[ürnberg] kann sie stechen, so kommen sie nicht sehr hoch, und zieren das Ganze, rechtfertigen auch den höhern Preiß. Etwas schöneres und feineres Papier hätte ich doch zum Wallenstein gewünscht, als die Proben aussehen, es kann aber seyn, daß es sich planiert besser ausnimmt. 

Der Prolog wird in 14 Tagen zu Weimar gespielt werden, er ist um vieles vermehrt und mit neuen Characteren und Zügen bereichert worden, so daß er ein eigenes kleines Stück: Wallensteins Lager genannt ausmachen wird. Die zwey andern Stücken sind durch eine nothwendige Theilung des alten Wallensteins entstanden, und besteht jedes aus 5 Akten und ist jedes ein ganzes ordentliches Schauspiel.

Fragen Sie doch den Hrn. Hauptmann Haselmeier, ob er die 3 Stücke fürs Stuttgarter Theater will, ihm will ich sie zusammen für 25 Ldors lassen, Berlin, Hamburg und Francfurt müssen mir das Doppelte dafür geben.


Bemerkungen

Empfangs- und Beantwortungsvermerk:
3. Okt.
5. Okt.

1 Zu S. 433. Z. 25. Der Druck und Verschleiß der Neuesten Weltkunde war Cotta vom Herzog auf Drängen des Wiener Reichshofrats verboten worden, und die letzte Nummer erschien am 8. Sept. 1798. Gleichzeitig aber hatte Cotta ein Privilegium für die Allgemeine Zeitung erhalten, die mit dem 9. Sept. 1798 zu erscheinen begann. Vgl. AB. S. 309 ff.
Zu S. 434. Z. 8. Vgl. Sch. an Cotta vom 5. Sept. u. AB. S. 312 u. 314. Zu Z. 32. Wallensteins Lager wurde am 12. Okt. zuerst in Weimar gespielt.
Zu S. 435. Z. 7. Der Lieutenant Haselmeier war Entrepreneur des Herzogl. Hoftheaters in Stuttgart. Vgl. AB. S. 313. u. Urlichs, Brfe. an Sch. Nr. 199.