Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wolfgang von Goethe

Jena den 2. Octob. [Dienstag] 98.

Ein Besuch von unsern Weimarischen Dichterinnen Amelie Imhof u meiner Schwägerin hinderte mich, der Botenfrau das Gedicht mitzugeben, wozu nur noch ein paar Stunden nöthig sind. Sie sollen es mit der ersten Post erhalten. Ich bin mit der Anlage wohl zufrieden und denke, es wird unsre Absicht erfüllen. Schreiben Sie mir mit dem rückgehenden Botenmädchen, ob Sie nichts dagegen haben, wenn ich diesen Prolog noch an den Almanach anflicke. Ich erreiche dadurch mehrere Zwecke zugleich, der Almanach gewinnt ein nicht unbedeutendes Gedicht mehr, die Zahl meiner Beiträge wird dadurch vergrößert, und der Prolog erhält mehr Verbreitung; denn Ihre Absicht, ihn dem Poßelt einzuverleiben wird dadurch keineswegs verhindert. Der Prolog kommt auch darum nicht früher ins Publicum als recht ist, weil ich vor Ende der nächsten Woche kein Exemplar davon weggebe, und auch alsdann nur diejenigen Exemplare, welche nach Leipzig bestimmt sind, folglich auch erst 3 Tage später ausgepackt werden. Fänden Sie an dem Prolog etwas zu ändern, so senden Sie mir einen Expressen, daß ich bei der Correctur des Bogens noch davon Gebrauch machen kann. Vielleicht schicke ich ihn morgen selbst durch einen Expressen. 

Um Decken und Titelkupfer zum Almanach bitte ich dringend. 

Morgen mehr. Leben Sie recht wohl. 

Sch. 

[Adresse:]
            an des Herrn
   Geheimenrath von Göthe
            Hochwohlgeb.
                                     in
   fr.                                   Weimar.


Bemerkungen

1 Zu S. 439. Z. 5. Goethe wird also d. 30. Sept. oder d. 1. Okt. nach Weimar zurückgekehrt sein. Zu Z. 14. Goethe hatte einen Aufsatz über Wallenstein begonnen für die Allgemeine Zeitung. Vgl. Brfw. Schs. m. C. S. 313.