Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an August Wilhelm Iffland

Jena den 18. Februar [Montag] 1799.

Ihren Gründen gegen die Vorstellung von Wallensteins Lager kann ich nichts entgegen setzen. Zwar als ich das Stück schrieb, kam mir keine solche Bedenklichkeit; aber ich setze mich jetzt an Ihren Platz und muß Ihnen Recht geben. Das Scandal wird genommen und nicht gegeben, aber das ist es eben, was ein solches Wagstück bedenklich macht. Es thut mir jetzt bloß leid, daß Sie dadurch Zeit verloren haben, und in unserm Handel zu kurz kommen. Mögen dafür die zwey andern Stücke Sie entschädigen können. Was die Piccolomini betrifft, so giebt mir der Succeß dieses Stücks auf dem Weimarischen Theater gute Hofnungen. Sie kennen unsere beschränkten Mittel, dennoch ist es uns gelungen eine bedeutende Vorstellung zu Stande zu bringen. Vohs hat sich selbst übertroffen und Graf als Wallenstein hat sich recht brav gehalten. Beide haben auch vom Hof Präsente erhalten. 

Wie beklag ichs, daß ich diesem Briefe nicht gleich das dritte Stück zur Begleitung mitgeben kann, aber ich war fünf Wochen in Weimar, wo Geschäfte und unvermeidliche Zerstreuungen mir viele Zeit geraubt haben. Jetzt will ich das Werk zu fördern suchen, so schnell ich kann. 

Der Apparat dazu ist einfach, und wird Ihnen keinen Aufenthalt machen; auch kommt alles, was ein äußres Arrangement erfordert, in der ersten Hälfte vor, welche ich sende, sobald sie in Ordnung gebracht ist. Es ist, welches ich vorläufig bemerken muß, darauf gerechnet, daß Thecla singt. Die einzige neue Charakterkleidung, welche noch angeschafft werden muß ist die eines Bürgermeisters von Eger. Auf eine Anzahl von 20 biß 30 gemeiner Cürassiere, welche zugleich gesehen werden, ist auch gerechnet. 

Nun bitte ich Sie, mich bald mit einer Nachricht von der Repräsentation der Piccolomini zu erfreuen, und etwa den Komödienzettel beizulegen, daß wir die Besetzung wissen. 

Die 60 Friedrichsd’or kann ich auf der Leipziger Messe durch Herrn Cotta einkassieren lassen, wenn Sie so gütig seyn wollen, solche einem dahin reisenden Buchhändler mit zu geben. 

Der Ihrige 

Schiller.


Bemerkungen

1 Zu S. 9. Z. 27. Ifflands Gründe sind nur vom historischen Gesichtspunkt aus verständlich: es sei bedenklich, „in einem militärischen Staate ein Stück zu geben, wo über die Art und Folgen eines stehenden Heeres so treffende Dinge in so hinreißender Sprache gesagt werden. Es kann gefährlich seyn, oder doch leicht gemißdeutet werden, wenn die Möglichkeit, daß eine Armee in Masse deliberirt, ob sie sich da oder dorthin schicken lassen soll oder will, anschaulich dargestellt wird. Was der wackere Wachtmeister so charakteristisch über des Königs Scepter sagt, ist, wie die ganze militärische Debatte, bedenklich, wenn ein militärischer König der erste Zuschauer ist. – Der Anfrage bin ich ausgewichen. Das Theater hat keine Censur; ich hüte mich lieber, etwas zu thun, wodurch wir eine bekommen könnten.“ Solche Vorsicht ist heut kaum noch zu begreifen. Wie fein ist Schillers Antwort: „Das Skandal wird genommen und nicht gegeben.“ Wallensteins Lager wurde in Berlin erst am 28. Nov. 1803 zum erstenmal in Weimar gegeben.
Zu S. 10. Z. 10. Vohs hatte den Max gespielt. Zu Z. 29. Schs. Quittung über die 60 Friedrichsd’or im Schiller-Album, Dresden 1861 u. Gödeke, Schs. Geschäftsbriefe.