Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friedrich Cotta

Jena 19. Febr. [Dienstag] 99. 

Haben Sie doch die Güte lieber Freund mit erster Post 5 Carolin an den Herr Baumeister Hölzel zu Mannheim im MaterialHof wohnhaft in meinem Nahmen zu übermachen. Jene Leute haben mir vor 14 Jahren bei meinem Auffenthalt in Mannheim wesentliche Dienste erzeigt, jetzt hat sie der Krieg aus dem Wohlstand in Noth und Dürftigkeit versetzt und sie brauche Hülfe, schnelle Hülfe. Ich kann von Ihrem Herzen erwarten, daß Sie meinen Wunsch aufs bäldiste erfüllen werden. Die fahrende Post welche Geld von hier nach Mannheim mitnimmt, geht erst in 4 Tagen ab, und noch dazu höre ich, daß die Posten des Wassers wegen sehr unrichtig gehen, darum wollte ich lieber diesen Weg der Zahlung erwählen. 

Auf den September werden Sie die Güte haben, dieselbe Summe noch einmal gegen einen Schein von mir an Hrn. Hölzel auszuzahlen. 

Uebermorgen folgt Göthens Anzeige der Piccolomini. Geben Sie Ordre in Stuttgardt, daß sie gleich gedruckt werde. Nur darum bitten wir beide, daß die angeführten Stellen durchschossen gedruckt werden, weil die aus Wallensteins Lager sich nicht gut dem Auge darstellten. 

Wir grüßen Sie und Ihre liebe Frau aufs beßte. Werden Sie Madame Cotta dißmal nicht mitbringen? Sie sollte uns recht sehr willkommen seyn. Ihr aufrichtig ergebener 

Schiller.


Bemerkungen

Empfangs- u. Beantwortungsvermerk:
4. März.
5. März.

1 Über den Baumeister Anton Hölzel und seine Frau Anna, die früheren Wirtsleute Schillers in Mannheim, wo sie ihm in seiner höchsten Schuldennot geholfen hatten, vgl. Wittmann u. Speidel, Bilder aus der Schillerzeit S. 175 u. Minor II. 308. Jetzt, wo diese in Not geraten und von aller Welt verlassen waren, half ihnen Schiller, und die Art, wie er die Hilfe jetzt u. auch später noch leistete, ist eines der schönsten Zeugnisse für den edlen Sinn des Dichters.
Zu S. 11. Z. 18. Goethes Bericht über die erste Aufführung der Piccolomini in Weimar erschien in der Allgem. Zeitung 1799, 25.-31. März.