Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friedrich Cotta

Jena 5. Jun. [Mittwoch] 99. 

Meinen Glückwunsch zur guten Ankunft bei den Ihrigen. Meine Frau, die sich Ihnen aufs beßte empfiehlt, fragte gleich bei Erblickung Ihres Briefs ob man Ihnen zur Vermehrung Ihrer Familie gratulieren dürfe. Wir hoffen in Ihrem nächsten Briefe die angenehme Nachricht zu erhalten und nehmen herzlichen Antheil daran. 

Ich muß Sie bitten Herrn Bell noch einige Zeit ohne bestimmte Antwort zu lassen, weil ich in dieser Sache noch eine Nachricht aus England erwarte, die mich entweder von meinem alten Engagement los macht, oder mir ein anderes günstiges Verhältniß eröfnet.

Binnen 4 oder 5 Tagen erhalten Sie das Manuscript meiner Schwägerin zum Calender. Sie hat mirs zugeschickt und es wird abgehen sobald ich es durchgesehen habe. Nur bittet sie Sie, Geduld mit ihr zu haben, daß sie nicht ganz so viel schickt als Sie wünschen, sie war nicht Herr ihrer Zeit und ihrer Stimmung, und, wenn ich meine eigene Meinung dabei sagen soll, so ist mirs lieber, daß sie die Sache so ernsthaft nimmt, und lieber weniger giebt, als in der Eilfertigkeit schlechtere Arbeit macht. Sie können sich bei ihr darauf verlassen, daß sie nichts anders macht als mit Lust und Liebe. Es giebt demungeachtet einen sehr beträchtlichen Beitrag, der einen guten Theil des Calenders füllt. 

Haben Sie vielleicht bei Göschen wegen des Carlos angefragt, ob er ihn jetzt so abdrucken lassen will wie er ist, mit dem Versprechen von uns, daß wir den veränderten Carlos erst in 5 Jahren drucken lassen wollen. Ich will dann nichts für die Auflage von ihm haben. 

Leben Sie recht wohl. Ganz der Ihrige 

Sch. 

P S. Den Einschluß bitte, gefälligst und bald an meine Mutter zu besorgen.


Bemerkungen

Abgegangen laut K. d. 7. Juni.

Empfangs- u. Beantwortungsvermerk:
15. Juni.
18. Juni.

1 Z. Vom 18. Juni (eingetr. d. 30. (?) Juni). Vgl. zu Nr. 1475. Darnach scheint der Beantwortungsvermerk, oder das Datum von Z. zu verbessern.
Zu S. 38. Z. 9. Mit dem Buchhändler Bell in London stand Sch. seit Okt. 1798 in Verbindung wegen Übersetzung des Wallenstein. Vgl. Nr. 1401. Zu Z. 14. Das Manuskript war die Erzählung Walther und Nanny, deren Anfang im Damenkalender 1800 erschien. Zu Z. 33. Der Einschluß fehlt.