Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friedrich Cotta

Weimar 8. Dec. [Sonntag] 99. 

Endlich mein theurer Freund kann ich wieder mit erleichtertem Herzen schreiben. Seit 8 Tagen besserte es sich mit meiner Frau entscheidend, sie hat ihre Besinnung vollkommen wieder, ihre Kräfte stellen sich ein und kein Rückfall ist mehr gekommen. Ich darf an die überstandene schreckliche 7 Wochen nicht zurückdenken. Wir sind seit 4 Tagen hier eingezogen und ich verspreche mir von diesem Aufenthalt auch für meine Frau sehr viel Gutes. 

Ich habe den ersten freien Tag benutzt die Abschrift meiner Stücke durchzugehen und, für das Stuttgardter Theater, die verfänglichsten Stellen daraus wegzustreichen. Wenn die Stücke die Censur nun noch nicht passieren, so ist es wenigstens meine Schuld nicht. Das dritte Stück folgt mit der nächsten Post, einstweilen mag Haselmeier die zwey ersten der Censur vorlegen. Das dritte wird ohnehin die allerwenigste Schwierigkeit bei der Censur machen. Auf jeden Fall versteht sich, daß mir Haselmeier die Schreibgebühren für die 3 Stücke und für die Partitur der Melodieen ersezt, wenn das Theater die Stücke auch nicht geben darf. 

Am Drucke gedenk ich in spätestens 3 Wochen hier anfangen zu lassen. 

Vielleicht könnte ich vom Frankfurther Theater noch ein hundert Thaler für die Wallensteine erhalten, wenn es durch Ihre Hände gienge. Die Stücke sind schon vor Einem Jahr von dort aus von mir verlangt worden, ich hielt sie aber damals zu hoch, weil ich die Frankfurther für liberaler hielt und foderte 60 Ductaen, was man nicht geben wollte. Wenn Sie einen Brief daran wenden wollten und in Ihrem Nahmen schrieben, daß Sie Herr über die Stücke seien, so wären doch vielleicht 30 Ducaten zu bekommen. 

Gegen die französische Uebersetzung meiner Stücke habe ich nichts einzuwenden und da kein Zweifel ist, daß die Stücke doch nächstens ins französische werden übersezt werden, so hat der Buchhändler, der sie noch im Manuscript erhält, den großen Vortheil, der erste auf dem Markte zu seyn und keinen Concurrenten zu haben. Dafür denke ich könnte er mir auch 400 oder 500 Livres bezahlen. Machen Sie dießes ab, lieber Freund, wie Sie selbst wollen, es wird mir alles lieb seyn was Sie thun. 

Die 200 Laubthaler habe ich durch Fregen erhalten und danke Ihnen verbindlichst dafür. Wenn ich nun noch gegen die Mitte Januars für 20 Bogen Erzählung, die ich binnen 14 Tagen absenden werde, 20 Carolin von Ihnen erhalte, so werde ich mich Ihnen sehr verpflichtet achten, denn es ist freilich seit den lezten Monaten viel über meinen Beutel hergegangen. 

Mögen Sie das alte Jahrhundert mit den Ihrigen glücklich und heiter beschließen! 

Ganz der Ihrige 

Schiller.


Bemerkungen

Empfangs- u. Beantwortungsvermerk:
14. Dez.
18. Dez.

1 Nach K. schon am 6. abgegangen. Vgl. zu Nr. 1523.
X. Vom 1. Nov. (eingetr. d. 8.). Z. Vom 18. Dez. (fehlt in K. Auch das Datum fehlt).
Zu S. 119. Z. 4. Die Handschr. des Wallenstein für das Stuttgarter Theater besitzt die Königl. Bibl. zu Berlin. Zu Z. 8. Vgl. zu Nr. 1522. Zu Z. 19. Vgl. 1416 u. 1417. Zu Z. 25. Vgl. X. u. Vollmers Anmerkung in AB. Ferner Urlichs, Brfe. an Sch. Nr. 235 u. 236. Zu Z. 33. Vgl. zu Nr. 1516.
Zu S. 120. Z. 1. Erzählung, d. h. Übersetzung von Schillers Frau. Vgl. AB. S. 353. Anm. 7.