Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wolfgang von Goethe

[Weimar, 7. Jan. Dienstag. 1800.]

Das Geschäft das Sie heut übernommen, ist nicht begeisternd, ob es gleich nach meiner Erfahrung etwas anziehendes für den armen Poeten hat, seine Ideen auch nur so weit versinnlicht zu sehen. 

Ich habe heute Ihre Iphigenie durchgesehen und zweifle gar nicht mehr an einem guten Erfolg der Vorstellung. Es braucht nur gar weniges an dem Text zu diesem Gebrauch verändert zu werden, besonders in Hinsicht auf den Mythologischen Theil, der für das Publikum in Massa zu kalt ist. Auch ein paar Gemeinsprüche würde ich dem dramatischen Interesse aufzuopfern rathen ob sie gleich ihren Platz sehr wohl verdienen. Mündlich mehr. Ich werde mich gegen 7 einstellen. Vorher muß ich Hufeland aus Jena erwarten, der sich angemeldet hat. Leben Sie recht wohl. 

S. 

[Adresse:]
           An Herrn
   Geh. Rath v. Göthe
       Hochwohlgeb.


Bemerkungen

1 Zu S. 128. Z. 2. Düntzer deutet den Weg (nach X.) auf den Besuch der Vorstellung des Gustav Wasa. Z. 24. Der Prolog quaestionis ist das Gedicht an Goethe, als er den Mahomet auf die Bühne brachte, das ursprünglich als Prolog dienen sollte.
Zu S. 129. Z. 3. Das Geschäft ist wohl der Beginn der Proben zum Mahomet. Düntzer denkt an den Beginn der Bearbeitung der Iphigenie für das Theater.
Zu S. 129. Z. 23. Der Ausdruck Quartett ist dunkel. Düntzer glaubt an eine Gesellschaft bei Schiller, an der nur Goethe, Meyer und Schelling teilnahmen. Aber das ist doch unsicher, zumal Schiller sich nach einem Besuch von Hufeland für diesen Abend bei Goethe angesagt hatte. Vielleicht hatte ihn Goethe aufgefordert, Hufeland mitzubringen. Aber die eine wie die andre Vermutung schwebt in der Luft und ist darum wertlos. Zu Z. 25. Vgl. zum Prolog quaestionis zu Nr. 1549.