Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friedrich Cotta

Weimar 5. Febr. [Mittwoch] 1800.

               Theurer Freund, 

Ich übersende Ihnen einstweilen zwey Erzählungen, und bitte nur, das Manuscript, der Orthographie wegen noch durchsehen zu lassen, weil mir selbst die Zeit dazu gefehlt hat. 

Ich danke Ihnen für die überschickten litterarischen Novitäten. Werthes hat zwar eine gute, gewählte und sich dem klassischen annähernde Sprache, aber zum dramatischen Dichter hat ihn die Natur nicht bestimmt, sein Werk ist an dramatischem Gehalt leer und hat keine Kraft. Dabei ist gegen alle Wahrscheinlichkeit gesündigt und in dieser Rücksicht ist das Produkt ganz verunglückt. 

Alins Abentheuer haben hier leider auch nirgends anschlagen wollen. Niemand weiß was Matthison wollte und ich selbst weiß aus dem Produkt nichts zu machen. Mögen übrigens diese beiden Stücken nur wenigstens als Waaren gut gehen, daß Sie von dieser Seite damit zufrieden seyn können. 

Durch die Hofnung die Sie uns machen einige Zeit mit Madame Cotta hier zuzubringen, haben Sie uns große Freude gemacht. Platz werden Sie schon finden, und wenn Sie darüber Ihren Entschluß gefaßt haben, so schreiben Sie es uns nur, mein Schwager wird mit Vergnügen Ihre Aufträge besorgen. Sie werden es hier zwar etwas theurer finden als es in Schwaben seyn mag, weil die Anhäuffung vieler Fremden in dieser Stadt alles gesteigert hat. 

Ich danke Ihnen sehr für Ihre gütige Besorgung meiner theatralischen Angelegenheiten. Wenn Haselmeier Ihnen das Geld bezahlt, so haben Sie die Güte es mir zu senden, und – da Sie mir erlauben, Ihnen meine Wünsche hierüber zu erkennen zu geben, – mir auf die Ostermesse 25 Carolin mitzubringen. 

Meier wird in etwa 8 Tagen mit der Zeichnung fertig seyn und ich werde sie Ihnen dann ungesäumt zu senden. Von Hrn. Wächter habe ich sehr viel Gutes gehört und auch Meier sagt mir, daß sehr viel Schönes von ihm zu erwarten seyn würde. Indessen haben Sie das Ansehen der Meierischen Zeichnung umsonst und ich zweifle nicht, daß sie Ihnen gefallen wird. 

An Wallensteins Lager ist der erste Bogen fertig gedruckt, und nun wird Gädike rasch vorwärts gehen. An Ihren Arrangements und Bestimmung der Auflage des Wallenstein habe ich nichts verändert. 

Leben Sie recht wohl mit den Ihrigen, meine Frau empfiehlt sich Ihnen beiden aufs beßte. Ganz der Ihrige. 

Schiller.


Bemerkungen

Empfangs- u. Beantwortungsvermerk:
21. Febr.
1. April.

1 Zu S. 136. Z. 16. Die zwei Erzählungen: die Nonne und die neue Pamela sind von Charlotte v. Sch. (verfaßt? frei bearbeitet? oder übersetzt?). Das Manuskript ist von Sch. durchkorrigiert. Sie wurden abgedruckt in der Flora 1800. Zu Z. 20. Cotta hatte den Conradin von Werthes gesandt. Zu Z. 30. Das Buch hatte Cotta wohl mit einem der nicht mehr vorhandenen Briefe an Sch. gesandt, die am 20. u. 23. Jan. nach K. bei Sch. eingetroffen sein sollen.
Zu S. 137. Z. 1. Vgl. Cotta an Sch. vom 17. Jan. (eingetr. d. 31. Januar). Zu Z. 9. Vgl. zu Nr. 1522 und Z. Zu Z. 15. Vgl. zu Nr. 1554.