Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Heinrich Becker

W. 15. Jun. [Sonntag] 1800. 

Die gestrige Vorstellung ist ein vortrefliches Ganzes gewesen und ich kann Ihnen nicht genug sagen, wie anständig, würdig und bedeutungsvoll es sich dargestellt hat. Wir dürfen keck jede andre deutsche Bühne herausfordern, eine solche Vorstellung zu geben als die gestrige war. Sagen Sie allen meinen Besten Dank, Ihnen bin ich noch ins besondre für die würdige untadelhafte Ausführung Ihrer Rolle verpflichtet, und es hat mich gefreut, in den Urteilen die ich gestern noch über die Repraesentation gehört habe, zu vernehmen, daß man Ihrem Verdienst um diese Rolle Gerechtigkeit widerfahren läßt. Sie kommen diesen Vormittag vielleicht einen Augenblick zu mir, wo wir zusammen überlegen wollen, wie die künftigen Repraesentationen noch um eine Viertelstunde verkürzt werden können. 

Schiller. 

[Adresse:] 
   an Herrn Becker.


Bemerkungen

1 S. 161. Z. 6. Lies: herausfodern.
Zu S. 161. Z. 3. Maria Stuart war am 14. Juni zum erstenmal aufgeführt worden. Zu Z. 9. Ich weiß nicht, welche Rolle Becker spielte (den Burleigh?). Über die Aufführung selbst vgl. Schmidt, Erinnerungen eines weimarischen Veteranen S. 96. Leipzig, 1856. Ferner vgl. Beckers Briefe an Sch. vom 29. Juni, 7., 14., 21. Juli, 26. Aug. 1800 bei Urlichs, Brfe. an Sch. Zu Z. 15. Die Kürzung ist nach Schmidt in der Scene erfolgt, wo Mortimer Maria „mit den Ausbrüchen seines Liebeswahnsinns bestürmt“.