Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an August Wilhelm Iffland

Weimar 18 Dec. [Donnerstag] 1800.

Sie haben mir und allen Freunden mit Zusicherung Ihres Kommens eine sehr große Freude gemacht und ob Sie gleich, wie mir H. Kirms meldet, Ihr Versprechen in Absicht auf den versprochenen Termin zurück nehmen, so ist uns doch nun Ihre Ankunft um einige Monate später gewiß. Indessen würden wir uns über diesen Aufschub nicht so leicht zufrieden geben, wenn nicht zufälliger Weise auch unsere projectierte Feierlichkeit einen Stoß erlitten hätte, und zugleich unser Theater personal durch die Krankheit zweier nothwendiger Mitglieder so eingeschränkt worden wäre, daß es schwer hielte, einige Stücke von Wichtigkeit zu besetzen, in denen wir Sie so gern hätten auftreten sehen. Unter diesen Stücken ist Mahomet, welches wir, im Fall Sie den Mahomet spielen, ziemlich vollständig gut besetzen können. 

Wir wünschten Sie ferner in Ihrem Stück der Fremde zu sehen: dieses Lustspiel ist hier mit Recht sehr geschäzt, denn es ist trefflich angelegt und ausgeführt, von der ächt komischen Gattung und muß immer auf dem deutschen Theater bleiben. 

So sehnen wir uns ferner, Sie in dem Spieler auftreten zu sehen, dessen Darstellung uns noch allen unvergeßlich ist.

Und daß Sie in meinem Wallenstein erscheinen, ist ein Freundschaftsstück, das ich Ihnen nicht erlassen kann. Auch ist bis zu Ihrer Ankunft mein neues Stück fertig und noch viel früher hoff ich; soll aber eher in Berlin als hier gespielt werden, wenn Sie wollen, und die erste Repraesentation hier auf Sie warten. Eine Rolle ist wenigstens darinn, die Sie Sich gerne aussuchen werden. 

Göthe ist jezt sehr pressiert, den Tancred zu vollenden, Sie haben uns dadurch, daß Sie ihn ein wenig drängen und treiben, einen guten Dienst gethan, weil dieses Stück ohne diesen neuen Sporn leicht auf die lange Bank hätte geschoben werden können, denn Göthe hat einmal den Glauben, daß er Winters nichts Poetisches arbeiten könne, und weil er es glaubt, so ist es biß jezt auch wirklich der Fall gewesen. 

Leben Sie recht wohl und helfe Ihnen die Göttin der Freude die kommenden TheaterWochen, die Plage der Directionen heiter zu überstehen. Ganz der Ihrige 

Schiller. 

[Adresse:]
            an Herrn Iffland
   Director des Königlichen
         National Theaters
                                        in
       fr.                                   Berlin.


Bemerkungen

1 Zu S. 230. Z. 13. Iffland spielte erst wieder 1810 in Weimar. Unrichtig ist aber die Bemerkung in Julius Wahle, Weimarer Hoftheater unter Goethes Leitung (Schriften der Goethe-Gesellschaft 6. Bd.) S. 110, daß Schillers wiederholtes Verlangen, Iffland nochmals spielen zu sehen, nicht in Erfüllung gegangen sei. Er sah ihn 1804 in Berlin spielen. Zu Z. 17. Die beiden Schauspieler Graff und Vohs waren erkrankt. Vgl. Nr. 1646.
Zu S. 231. Z. 3. Vgl. Goethes Briefe an Iffland. Dingelstedt, Teichmanns litt. Nachlaß S. 236 ff.