Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friedrich Cotta

Weimar 10. Jänner [Sonnabend] 1801.

Ich begrüße Sie herzlich zum neuen Jahrhundert. Möge es Ihnen alles Gute nachhohlen, was das verflossene schuldig blieb. Lassen Sie uns dasselbe thätig und fleissig beginnen, und noch recht viel darinn unternehmen und ausführen. 

Für die gute Hofnungen aus London und aus Bamberg danke ich bestens. Was Bell betrift, so wäre vielleicht etwas an Büchern von ihm zu bekommen, wenn nehmlich ein Theil der Schuld in baarem Gelde bezahlt ist, denn eher müßte man nicht davon reden. 

Die Regierung zu Bamberg verdient wirklich ein recht schönes Compliment von uns, weil sie so gesunde und billige Grundsätze den Nachdruck betreffend an den Tag legt. Schreiben Sie mir doch den Nahmen und Titel desjenigen unter den räthen, der dabei am meisten zu sagen hat, so will ich an ihn schreiben und ihm meine Danksagung machen. 

Auf den Vorschlag des D. Vermehren lassen Sie Sich ja nicht ein. Es ist durchaus nichts mit ihm, und daß Göthe und ich ihm Zusagen gethan ist eine baare Lüge. Vielmehr habe ich es ihm in einer neulichen Unterredung rund abgeschlagen und ihn von der ganzen Unternehmung abzuschrecken gesucht. Ich lege Ihnen den Brief bei, den er gestern an mich geschrieben. 

Außer einem längst an Unger versprochenen Almanach, von dem ich Ihnen schon öfters gesagt, und den ich dieses Jahr endlich halten muß, werde ich mich durchaus auf nichts mehr einlassen, was nicht dramatische Arbeiten sind, doch hoffe ich Ihnen zu Ihrem DamenCalender dieses Jahr etwas beitragen zu können. 

Von Ihrem Project eines LitteraturWerks läßt sich mündlich ein mehreres reden. 

Leider ist Göthe in diesem Augenblick sehr krank, und seine Aerzte sind nicht ohne Furcht eines unglücklichen Ausgangs. Auch wenn er für jezt der Gefahr entrinnt, so könnte ihm doch eine große Schwäche und kränkliche Disposition übrig blieben, die seine Thätigkeit hemmen würde. Es ist ein Catarrhalisches Fieber mit einem heftigen Rothlauf, welches sich ins linke Auge geworfen, und mit einem schmerzhaften Krampfhusten verbunden. Der Arzt fürchtet daß die äußere Entzündung ins Gehirn schlagen, oder daß ein Steck- oder Schlagfluß dazu kommen könnte. Heut ist der 6te Tag und ich schreibe Ihnen mit der nächsten Post, wie es um ihn steht. 

Innliegenden Brief bitte ich an meine Mutter nach Leonberg zu befördern. 

Leben Sie gesund und glücklich mit den Ihrigen. Ihr 

Sch.


Bemerkungen

Empfangs- u. Beantwortungsvermerk:
17. Jan.
26. Jan.

1 Zu S. 236. Z. 7. Vgl. X. Zu Z. 12. Vgl. X. Cotta schrieb in Z. alle Namen, die den Reskripten aus Bamberg (wegen des dort erschienenen Nachdrucks des Wallenstein) unterzeichnet waren. Nach K. hat Schiller an keinen geschrieben. Zu Z. 18. Johann Bernhard Vermehren hatte Cotta einen Musenalmanach angeboten mit dem Bemerken, daß Goethe u. Schiller ihm schon Beiträge zugesagt hätten. Der Almanach erschien dann, da Cotta abgelehnt hatte, in Jena für die Jahre 1802 u. 1803. Am 29. Nov. 1803 starb Vermehren. Zu Z. 24. Die Jungfrau v. Orleans erschien als Almanach. Zu Z. 30. Cotta hatte in X. über den Plan von Jahrbüchern der Litteratur und Kunst geschrieben. Die Redaktion sollten A. W. Schlegel und Fichte übernehmen. Der Plan zerschlug sich, weil Schlegel sich seiner Mitarbeiter nicht sicher genug fühlte, die mit eigenen Werken zu sehr beschäftigt waren.
Zu S. 237. Z. 9. Schiller schrieb erst am 6. Febr., daß Goethe gerettet sei. Zu Z. 11. Der Brief an die Mutter (nach K. auch vom 8. Januar) fehlt.