Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Charlotte Schiller

Jena 10 März [Dienstag] 1801. 

Ich versetze mich in meiner einsamen Stube zu euch hin, meine lieben, und wünsche einige Stunden unter euch verleben zu können. Ruhig genug ist es um mich her, aber in diesen ersten Tagen, wo ich Besuche zu geben und zu empfangen hatte habe ich die absolute Einsamkeit, die mir Noth thut, noch nicht recht finden können. Auch ist mein Geist von der Schwürigkeit meiner jetzigen Arbeit noch zu sehr angespannt, ich hetze und ängstige mich und komme dadurch nicht weiter. Wenn es nicht bald beßer vorwärts geht, so verliere ich meine Zeit vergebens. 

Ich habe die Grießbachs und Loders besucht; Paulus und Hufeland habe ich vorgestern in einem Kränzchen bei Niethammers gesehen. Diese leztern haben mich Abends schon etliche mal Besucht und wir haben gespielt. Bei Niethammern habe ich auch ein neues Getränk kennen lernen, das eine Art von Punsch ist, und mir noch besser schmeckt, es wird aus Portwein, Zitronen, Zucker und Muskatnuss warm bereitet und ist für den Magen confortabel. 

Uebrigens befinde ich mich wohl und habe mich gestern und heute des angenehmen Wetters sehr gefreut. 

Grüße die Kinder und sage der Frau u Christel was schönes von mir. Ich sehne mich nach Nachrichten von euch, und umarme dich herzlich. 

Sch.


Bemerkungen

1 Zu S. 250. Z. 15. Die Frau ist Karoline von Wolzogen, Christel ist Christiane von Wurmb.