Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wolfgang von Goethe

[Weimar den 1. Januar. Freitag. 1802.] 

Laßen Sie uns das neue Jahr mit den alten Gesinnungen und mit guter Hofnung eröfnen. 

Es that mir sehr leid, daß ich den gestrigen Abend versäumen mußte; aber so kurz mein neulicher Anfall von Fieber und Cholera war, so hart hat er mich angegriffen, und die Schwäche die er zurückließ hat alle meine Krämpfe wieder rege gemacht. 

Doch geht es jezt viel besser und ich hoffe, der morgenden Vorstellung beiwohnen zu können. Haben Sie die Güte mir den Euripides, wenn Sie ihn jezt nicht brauchen, wenigstens den Band, welcher Jon enthält, zu schicken. Er wird mir, da ich heute nichts anders unternehmen kann, eine angenehme Beschäftigung geben, und mir das morgende Stück geläufiger machen. 

Sch.

 


Bemerkungen

1 Zu S. 325. Z. 20. Am 2. Januar wurde W. Schlegels Jon gespielt. Urteile über die Aufführung siehe Düntzer, Schiller u. G. S. 231.