Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wolfgang von Goethe

Weimar 11. Febr. [Donnerstag] 1802.

Ich habe mich nun zum Ankauf des Hauses von Mellisch entschlossen, da er etwas davon herunterläßt. Obgleich ich noch immer nicht wohlfeil kaufe, so muß ich doch zugreifen, um einmal für allemal dieser Sorge überhoben zu seyn. Unter diesen Umständen ist es mir aber nun doppelt daran gelegen, meinen kleinen Jenaischen Besitz los zu werden, und ich bitte Sie daher, Goetzen diese Angelegenheit aufzutragen. Die Anzeige in das Wochenblatt lege ich bei, wie auch eine kurze Notiz was für das Gartenhaus jährlich an Steuern etc. erlegt wird. Der Ankauf hat mich 1150 Rthlr. gekostet und ich habe für 500 Rthlr. darein verbaut, wie ich mit den Rechnungen documentiren kann. Ich möchte nun freilich nicht gern dabei verlieren und wo möglich noch etwas gewinnen. Da ich aber jezt gern baar Geld hätte, um mein hiesiges Hauß bald von aller Hypothek zu befreien, so bin ich mit 1500 Rthlr. als dem äusersten Preiß für Garten u Gartenhaus zufrieden. Was Goetze mir über diese Summe verschaffen kann, will ich ihm hoch verinteressieren. Auch bin ichs zufrieden, wenn mir diese Summe binnen 2 oder 3 Terminen, etwa 1/3 auf Ostern, 1/3 auf Johanis und der Rest auf Michaelis oder Weihnachten bezahlt wird. Kann ich alles gleich baar erhalten, ist es freilich besser. 

Verzeihen Sie, daß ich Sie mit dieser Angelegenheit plage; aber da Sie einmal mit Büchertiteln und Nummern beschäftigt sind so mag auch dieses mechanische Geschäft mit den andern hingehen. Mir hat diese oeconomische Angelegenheit, so wie alle natürliche Dinge zu thun pflegen, alle freie Geistesstimmung verdorben; denn ich mußte mich mit den Mitteln beschäftigen, diesen Besitz mir zu verschaffen, und nun ich ihn als mein ansehe, wachsen mir neue Sorgen zu, wie ich ihn meinen Zuständen anpassen soll. Unter diesen Umständen hat ein kleines Gedicht, Cassandra das ich in einer ziemlich glücklichen Stimmung angefangen, nicht viel Fortschritte gewinnen können. 

Ich erhielt dieser Tage von Stuttgart aus d Antrag, eine hinterlassene Oper von dem guten Zumsteeg dem hiesigen Theater für 6 Carolin anzutragen. Da er seine Frau mit weniger als Nichts und mit vielen Kindern hinterlassen, so werden Sie wohl thun was möglich ist, um der Familie diesen Vortheil zuzuwenden. 

Möge Ihnen Ihre herculische BücherExpedition gut von Statten gehen! 

Leben Sie recht wohl. 

Sch.


Bemerkungen

1 Zu S. 350. Z. 9. Die Anzeige ist abgedruckt bei Litzmann, Sch. in Jena, S. 123.